Mittwoch, 26. Oktober 2016

Das Experiment: Eine Woche jeden Tag ein fränkisches Bier.

Betrachtet man die Regale der Buchhandlungen der Region oder die Broschüren und Homepages fränkischer Tourismuszentralen, dann dürfte auch dem von weit entfernt angereisten Gast, falls er es aus irgendeinem Grund noch nicht wusste, sehr schnell klar werden: Franken ist Bier. Die Veröffentlichungen und Veranstaltungen nehmen deutlich überhand, selbst das eher weinselige Unterfranken zieht langsam nach. Biergartentouren hier, die vermeintlich urigsten Kleinbrauereien dort, organisierte Touren, neueste Bierkreationen. Wer im Franconia-Fach stöbert, erlebt eine Bierschwemme, bestenfalls ganz unten stößt man noch ein paar Regionalkrimis mit Kommissaren aus Unterheckenhofen. Sicher, in breitgefächerten Buchhandlungen taucht darunter auch das ein oder andere Werk zum Thema auf, dass wirklich einen Beitrag zur Bierkultur leistet, aber 90% des Angebotenen betritt sehr, sehr ausgetretene Pfade, in der das Biervergnügen zum Event degradiert wurde. 
Keine besonders begrüßenswerte Entwicklung, zumindest nicht in diesem Ausmaß und in dieser Reduzierung einer Kulturregion. Und doch ist es naturgemäß nicht zu leugnen, dass das Bier in Franken eine herausragende Rolle spielt, schließlich ist Oberfranken noch immer die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Darum lohnt sich ein kleines Experiment. Hinein in einen - mittelfränkischen - Getränkemarkt mit sehr weitgefächertem Sortiment und jeden Tag der folgenden Woche ein Bier aus einer Ecke Frankens, relativ willkürlich ausgewählt.  
 
Los geht's mit einem Hallerndorfer Landbier der Brauerei Rittmayer, ein Helles aus der Bügelflasche mit 4,9%. Über dieses oberfränkische Produkt lässt sich wenig sagen, außer dass es gut schmeckt. Punkte oder Noten in Geschmacksfragen zu vergeben ist ziemlich sinnlos, darum wird es hier unterlassen, und nur relativ gewertet. Mit anderen Worten, es handelt sich beim Hallerndorfer Landbier um ein allgemeinverträgliches Hopfengetränk, das man gerne zu sich nimmt und über das man sich freut, wenn man es auf den Tisch gestellt bekommt. Nicht mehr und sicher nicht weniger.
 
Das Haustrunk Pils Goldgelb-Feinherb wird von der unterfränkischen Wernecker Bierbrauerei eingebraut, ein Ort, den Kunstliebhaber aufgrund des dortigen Schlosses, Autofahrer aus den Staumeldungen kennen. Erstere dürfen sich getrost eine Bügelflasche des 4,8%ers gönnen, das Helle liegt geschmacklich in einer ähnlichen Liga wie das der Kollegen aus Hallerndorf. Eine bizarre Kuriosität ist der Aufdruck von Hinweisen an die Mitarbeiter der Brauerei für alle sichtbar auf dem rückseitigen Etikett - das wäre ja noch nicht ganz so schlimm, würde es sich nicht um ausdrückliche Verbote handeln. Was immer der Marketingexperte sich hierbei (nicht) gedacht haben mag, diese Hinweise an die Belegschaft sind ja für den Normalkunden eher uninteressant, sie wirken zudem keineswegs freundlich. Da wäre eine ganz, ganz schnelle Überarbeitung des Designs äußerst wünschenswert (oder eine der Betriebsregelungen).
 
Ein Designer wurde offensichtlich teuer bezahlt für das Schädelschbrengger Export (fränggisch: Exbord) der oberfränkischen Franken-Bräu aus Mitwitz. Das Ganze ist eine Hommage an den Herrn Seidlas Siggi by XXUwe, eine regionale  Internet-Berühmtheit. Ein Export, wie der Name schon verrät, aus der Bügelflasche mit stattlichen 5,4%. Dass sich das Produkt der nicht mehr ganz so kleinen Mitwitzer Brauerei so superkumpelhaft und extremfränkisch gibt, mag nicht über das doch recht alberne Etikett und den leidlichen Geschmack hinwegtäuschen. Sicher, ein Export ist nicht jedermanns Sache, es schmeckt auch nicht gerade zum Weggießen, aber bei all dem Aufwand hätte man sich mehr erhofft.
 
Eine echte Kleinbrauerei mit allerdings sehr moderner Betriebsstätte ist die Loscher-Bräu aus dem mittelfränkischen Klosterdorf Münchsteinach bei Neustadt an der Aisch. Der Ort lohnt ohnehin den Besuch. Das Loscher Premium, ein helles Herbes in klassischer Kronkorken-Flasche lohnt sich ebenfalls, vorausgesetzt, man mag es recht herb. Wenn dies der Fall ist, kommt man unbedingt auf seine Kosten, mit 4,8% sind die grün etikettierten Flaschen beziehungsweise ihr Inhalt auch gut verträglich als Durstlöscher.

"Urig" kommt das Kaiser Heinrich Urstoff der Brauerei zur Alten Freyung daher, ein Betrieb der Familie Göller in Zeil am Main nahe Bamberg, aber schon in Unterfranken. Das Etikett im Mittelalterstil erinnert wie der Name des Bieres an die Gründung des Bistums Bamberg 1007, zu dem Zeil am Main politisch über Jahrhunderte gehörte, wie noch gut am Gemeindewappen zu ersehen ist. Ansprechend wie die Gestaltung der Flasche ist das Bier selbst, ein Helles in der Kronkorkenflasche mit beachtlichen 5,2%. Persönlich der Favorit unter den Hellen.


Und da trifft es sich doch gut, dass auf dieses mit dem Spezial der Brauerei Simon ein dunkles altfränkisches Vollbier ähnlich hervorragender Qualität folgt. Die Brauerei aus dem mittelfränkischen Lauf legt prozentmäßig noch etwas drauf: 5,6%. Das Etikett der Kronkorkenflasche scheint - bewusst - seit den 50er Jahren unverändert, zumindest gibt es sich schlicht und mit angestaubtem Charme. Zum Abschluss sicher ein geschmacklicher Höhepunkt der kleinen Bierreise.

Moment, Abschluss? Richtig, das stimmt nicht ganz. Wer mitgezählt hat, kommt nur auf sechs Tage. So gesehen ist die Überschrift leicht irreführend. Allerdings nicht, was die Anzahl der Wochentage angeht, sondern das Wort "fränkisch". Es wurde gleich zu Beginn erwähnt, dass die Proben unseres Experiments aus einem sehr gut sortierten Getränkemarkt einer kleinen mittelfränkischen Stadt im Steigerwald entstammten, und dieser hat nicht nur eine - über die von uns getesteten Exemplare weit hinausgehende - Auswahl an Bieren der Region, sondern zur großen Freude des Verfassers ein etwas überschaubareres Angebot an internationalen Importen. Und darunter auch belgisches Abteibier. Und bei aller Liebe zum Heimatprodukt, persönlich ist das schwer schlagbar, weshalb der dortige Vorrat geplündert und eben am siebten Tag der Woche, an dem selbst der Herr sich etwas besonderes zu gönnen pflegte, genossen wurde. Montag kann man dann ja wieder zum nächsten Hopfenschmaus aus einer heimischen Brauerei greifen... Gezondheid!          
 
               

Montag, 10. Oktober 2016

Über ein seltsames Tabu.


Warum selbst Kluges schreiben, wenn es andere doch viel besser - und kompetenter - tun? Darum hier der Verweis auf einen Blogbeitrag, der, von persönlicher Erfahrung ausgehend, auf ein Thema eingeht, dass deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat, allein schon aus dem einfachen Grund, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, im Alltag, besonders während eines bestimmten Alters, darauf zu stoßen. Und da darüber so gut wie nicht geredet wird, schließlich geht es um sehr persönliche Dinge, die noch dazu mit dem Tod zu tun haben, führt das Phänomen Fehlgeburt in den ersten Schwangerschaftswochen oft zu vielerlei Missverständnissen peinlicher bis tragischer Art. Wie es eben ist mit ungesagten Dingen, die dann eben zu allerlei Interpretationen und Fehlverhalten aller Beteiligten Anlass geben.
Erstbetroffene sind naturgemäß die Frauen - aber auch die Männer, gerade weil sie durch Unwissen eine kaum glückliche Rolle spielen (können). Es ist also wichtig zu wissen - wie immer.
Darum sei allen dieser Beitrag ganz besonders ans Herz gelegt, weil wir alle damit konfrontiert wurden oder werden:

http://www.mewasabi.com/ich-bin-eine-von-vier/