Donnerstag, 29. Juni 2017

Verschwörungstheorie - eine Definition.


Unter dem Eintrag "Verschwörungsthese" findet sich im "Lexikon zu Demokratie und Liberalismus" folgende gut zusammengefasste und hilfreiche Definition von Johannes Rogalla von Bieberstein.
 
"Verschwörungsthesen stellen Erklärungsmodelle dar, welche die vermeintlich unter der Oberfläche verborgen liegenden Ursachen und Drahtzieher als illegitim bewerteter und als Katastrophe erlebter sozialer Veränderungsprozesse entlarven. Sie sind nicht gekennzeichnet durch unparteiisches Erkenntnisstreben, vielmehr sind sie interessengebundene Instrumente des politischen Kampfes, dienen der Mobilisierung der eigenen Parteigänger und der Stigmatisierung der Gegner. So weit sie nicht in zynisch-macchiavellistischer Weise fabriziert und gehandhabt werden, sind sie ein ins Aggressive gerichteter Ausdruck der Angst, welche in Krisen aus einer realen vielfach zu einer wahnhaft-neurotischen wird. Dies manifestiert sich auch darin, dass missliebigen kleinen, vermeintlich hochorganisierten - oft ethnischen - Minderheiten diabolisch-übermenschliche Kräfte zugeschrieben werden. Dabei spielen Minderwertigkeitsgefühle eine wesentliche Rolle. Die Ausgrenzung der Minderheiten ist gleichbedeutend mit einer Dehumanisierung des rücksichtsloser Verfolgung preisgegeben politischen Gegners."
 
in: Helmut Reinalter (Hg.), Lexikon zu Demokratie und Liberalismus. 1750-1848/49. Frankfurt am Main: 1993. (S.318f.)
 
 
Es versteht sich von selbst, dass auch dieser Blog von Juden und Jesuiten, dem CIA und Mossad, der US- und der bundesdeutschen Merkelregierung, den Freimaurern und Illuminaten, dem Kartell der 200 und den Leuten infiltriert, gesponsert und gesteuert wird, die verantwortlich sind für die Ermordung John F. Kennedys, den Untergang der Titanic, die nicht vorhandene Bundesrepublik und den naturgemäß ebensowenig existierenden Klimawandel. Und vieles, vieles mehr...    
 
 
 

      

Donnerstag, 15. Juni 2017

Martha - ein Film von Rainer Werner Fassbinder (1973).

 
"Fontane - Effi Briest" ist neben "Lili Marleen" und "Die Ehe der Maria Braun" einer von Rainer Werner Fassbinders bekanntesten Filmen - nicht nur wegen der dreimaligen Hauptdarstellerin Hanna Schygulla. Ein Nebenprodukt zur Fontaneverfilmung war Fassbinders kleines Meisterwerk "Martha", in dem die Schauspieler aus "Effi Briest" in neuen Rollen auftraten (bis auf Schygulla), doch die Nähe zum Hauptwerk war auch inhaltlich unverkennbar und bewusst gewählt.

Alte Schauspieler, neu entdeckt: Karl Heinz Böhm

Der ewige Kaiser Franz-Joseph aus den "Sissi"-Verfilmungen Karl Heinz Böhm hatte Mühe das süßliche Image loszuwerden, sein Ausflug in den intelligenten Psychohorror mit "Peeping Tom" (Augen der Angst), heute ein Klassiker des Genres, wurde ihm vom - deutschen - Publikum nicht verziehen. Doch Fassbinder reaktivierte den früheren Star, wie er es schon mit Brigitta Mira und Rudolf Lenz getan hatte, und während er in "Effi Briest" noch eine kleinere, aber wichtige Nebenrolle einnahm, spielte er in "Martha" die männliche Hauptrolle - ein Wagnis, denn Sympathien konnte er mit der Rolle als tyrannischer Ehemann sicher nicht zurückerobern, aber doch sein schauspielerisches Können in ungewohnter Art noch einmal beweisen.

Gefangenschaft in der Ehe

Eine Szene, die Filmgeschichte schrieb: Michael Ballhaus' geniale Rundumkamerafahrt in "Martha".
 
Martha (Margit Carstensen) verliert während eines Romurlaubs ihren geradezu abgöttisch verehrten Vater, der während der Reise stirbt. Und so fährt sie mitsamt Sarg zurück in ihre Heimatstadt Konstanz, wo ihre dominante Mutter und ihre Schwestern sie erwarten. Endlich lernt die nicht mehr ganz junge Martha dort einen smarten Ingenieur kennen, der auch gewillt ist, sie zu heiraten. Das vermeintliche Glück entpuppt sich schnell als Erziehungs- und Unterwerfungsversuch des selten anwesenden Gatten, der Martha zunehmend ihrer Eigenständigkeit beraubt, sowohl äußerlich - er kündigt ihren geliebten Beruf und sperrt sie zunehmend in ihre Villa ein - als auch innerlich, indem er ihre Interessen diffamiert und sie mit den seinen traktiert: Choräle statt Oper, technische Handbücher statt Romane.

Flucht ohne Ende - der ambivalente Schluss

Doch mit Hilfe eines früheren Arbeitskollegen startet Martha einen Ausbruchsversuch, der planlos zwischen Hysterie und Verfolgungswahn changiert. Im Auto des Kollegen fliehend, fühlt sie sich zunehmend verfolgt, der Wagen kommt von der Fahrbahn ab, Martha überlebt schwerverletzt - sie wird für immer an den Rollstuhl gefesselt bleiben. Für den Zuschauer bleibt unklar, ob der Unfall auf Paranoia basiert - doch noch offener ist Marthas Reaktion, denn im Rollstuhl sitzend wirkt sie nicht unglücklich. Hat sie den Spieß umgedreht und nun den Ehemann abhängig gemacht? Oder ist es die verzweifelt fatalistisch angenommene Resignation, nun endgültig vollends dem Peiniger ausgeliefert zu sein?

Hintergründe zum Film

Neben den gewollten Parallelen zu "Effi Briest" stellte sich bald heraus, dass es auch deutliche Bezüge gab zu der Kurzgeschichte "For the Rest of Her Life" des amerikanischen Crime-Noir-Autoren Cornell Woolrich; Fassbinder beteuerte, die Geschichte nicht zu kennen, vielleicht aber früher gelesen und vergessen zu haben, deshalb räumte er ein, dass er sie möglicherweise unterbewusst eingearbeitet habe. Dies kreativ nutzend, drehte er einen Film über einen Autoren, der nach einer Schaffenskrise brillante Lyrikeinfälle hat, bis sich herausstellt, das es sich dabei um längst vorhandene Gedichte Stephan Georges handelt: "Satansbraten" mit Kurt Raab in der Hauptrolle aus dem Jahr 1974.
"Martha", ursprünglich gedreht als Fernsehfilm in Konstanz und dem schweizerischen Nachbarort Kreuzlingen, kam später noch in die Kinos und ist auch auf DVD erhältlich (Verleih: arthaus).
 
Weiterführende Literatur :
  • Michael Töteberg (Hsg.): Rainer Werner Fassbinder. Die Anarchie der Phantasie. Frankfurt/Main: 1986.
  • ders.: Fassbinders Filme 3. Frankfurt/Main: 1990.
  • Peter W. Jansen, Wolfram Schütte: Rainer Werner Fassbinder. Frankfurt/Main: 1992.
  • Christian Braad Thomsen: Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies. Hamburg: 1993.
  • Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Berlin: 2001.