Dienstag, 10. Mai 2016

Deppendeutsch.

Deutschkurse für Flüchtlinge werden allerorten angeboten - allerdings habe ich immer öfter den Eindruck, dass Deutschkurse für Deutsche ähnlich notwendig sind.
Man darf sich getrost nicht wenig darüber verwundern, warum gerade den Menschen, die doch so ganz besonders deutsch empfinden, die deutsche Sprache offenbar bestenfalls dazu dient, sie überwiegend bis ins Unverständliche zu misshandeln. Viel Wert legen sie scheinbar nicht auf das so ziemlich einzige, was uns halbwegs vom Rest der Welt unterscheidet (und das auch nur zufällig und zeitbedingt, so alt ist unsere Sprache schließlich nicht).

Hier ein paar in Orthographie und Zeichensetzung unveränderte Beispiele aus Kommentarspalten einschlägiger Seiten - als Belege kann man es sich nicht ersparen, das groteske Deutsch nicht, die noch mieseren Aussagen leider auch nicht:

« Was will er den wer greift den die Relionnsfreiheit an das er doch der ..... »

« das letze was ich will einen araber zum nann lie ber bin ich tod ich gehe nicht freiwillig in die hölle »

« Jeden anderen Bügrger hätte mann schon mit Bewährung bestarft oder in die Klinik eingewiesen, es gelten mittlerweile zwei Gesetzte ein für uns und ein für die Flüchtlinge, am besten nicht wegschauen, sofort selber Handeln !!!!! »

« SIE HABEN DIE MACHT ÜBER DIE ASYL; VERLOREN ! siet man ja schon alleine bei den urteilen die sie verkünden fasst jeder wird frei gesprochen!!!egal was sie verbrochen haben!!!!!!!! »

« Russland Hat Charakter was Amiland nie gehabt hat (reservate für Indianer) Ami land zeichnet für Brutalität Unmenschlichkeit und Geldgier , Europa hat Kultur Geschichte und Wissen und hat sich selber im Griff wir brauchen keine ehemaligen Glücksritter zu folgen di nur der Gier nach Gold und Unterjochung zum Ziel Haben' wir Haben Kultur »
Als Anhänger des großen Hjelmslev scheint mir dies ein weiterer Beleg für seine These, dass sich Inhalt und Form bedingen, einfacher ausgedrückt: Geistiger Sondermüll erzeugt sprachlichen Sondermüll.

Zugegeben, es wäre auch nicht besser, wenn der oft menschenverachtende Inhalt sprachlich und rhetorisch brillant ausgedrückt wäre; eher schon muss man dann wohl dankbar dafür sein, dass sich die eigene Dummheit ungeschönt in der Nichtbeherrschung von Schreibutensilien und Tastaturen ausdrückt (es soll schließlich gewisse Leute geben, die auf Computermäusen ausrutschen). Man hat nicht den Eindruck, dass die abendländische Kultur von Menschen gerettet wird, die nicht mal das dafür nötige Handwerkszeug beherrschen und sich halbwegs in Wort und Schrift ausdrücken können (aber: "WIR HABEN KULTUR!" - ganz klar). Und dies ist keineswegs ein Phänomen, das nur sogenannte "bildungsferne Schichten" betrifft, Wut und Hass sind nicht nur schlechte Ratgeber, sondern auch erkennbar schlechte Rechtschreiber. Letztlich ein Symptom für die Unfähigkeit zur Selbstreflexion.
 
Carolin Kebekus hatte dies vor einiger Zeit bekanntlich bereits in einem Lied zusammengefasst:

Und noch eines lernt man daraus: nichts ist so verkehrt wie der Ausdruck "Grammar Nazi", beides ist offenkundig ein Widerspruch in sich, Grammatik und Nazis ist das gleiche Oxymoron wie Verstand und Nazis.