Montag, 10. Juli 2023

Lektüremonat Juni 2023 – Grusel-Spezial.

 


Arthur Machen: Furcht und Schrecken.    

Völlig angemessen starten wir in den diesjährigen Gruselmonat nicht nur mit einem Großmeister wie Arthur Machen (1863 bis 1947), sondern zugleich mit einem seiner Werke, das von Beginn an fesselnd ist, ein Pageturner, wie man neuerdings auch hierzulande zu sagen pflegt. Ein Journalist stößt auf zwei tragische, aber an sich – angesichts der allgemeinen Zeiten, wir befinden uns mitten im Ersten Weltkrieg – nicht besonders aufsehenerregende Ereignisse: Ein Kampfpilot stürzt nach einem Zusammenstoß mit einem Vogelschwarm ab, in einer britischen Munitionsfabrik kommt es zu einer Explosion. Aufgrund des allgemeinen Abschlachtens gehen diese beiden Unfälle in der Berichterstattung scheinbar unter, doch der Protagonist wird stutzig, als er so überhaupt gar keine Informationen in der Presse über diese Vorgänge finden kann, das einzige Lokalblättchen, das über einen der beiden berichtet hatte, ist daraufhin sofort verstummt. Obwohl die beide Vorkommnisse scheinbar geographisch und vom Geschehen her weit auseinanderliegen, beginnt der Journalist einen Zusammenhang zu ahnen und recherchiert selbst. Dabei stößt er auf weitere Unfälle in einer abgelegenen Gegend in Wales, die sich nicht nur häufen, sondern von denen bald klar wird, dass sie kaum mehr zufällig zustande gekommen sein können, da es sich bald um handfeste Gewalttaten handelt: Menschen werden erschlagen aufgefunden, abgestürzt oder von Tieren angegriffen. Und wieder schweigt die Presse. Bald stellt sich heraus, dass nicht nur diese Region betroffen ist: Überall im Land, selbst in den Großstädten, kommt es zu immer mehr tödlichen Vorfällen unterschiedlichster Natur. Das Militär wird an allem Ecken und Enden präsent, aber die Behörden schweigen sich offiziell aus. Haben die Deutschen ein bisher unbekanntes Mittel gefunden, Großbritannien auf eigenem Boden anzugreifen, ist das Land längst infiltriert? Oder steckt noch etwas ganz anderes hinter den mehr und mehr um sich greifenden Gewalttaten? Furcht und Schrecken, Paranoia und Hysterie haben sich längst ausgebreitet. Machen gelingt am Ende das geniale Kunststück, eine – mögliche – rationale Erklärung für all die Ereignisse anzubieten, deren Ursache jedoch im Vagen zu lassen – überhaupt beweist er in dem Buch nicht nur ein Talent für rasante Spannung, sondern auch zum in die Irre leiten seiner Leser:innen. Der kurze Roman war unter anderem inspirierend für Daphne du Mauriers Erzählung „Die Vögel“ und die später hieraus entstandene Verfilmung von Alfred Hitchcock.       

 

Carlos Fuentes: Unheimliche Gesellschaft.


Gehört Arthur Machen zu den Großen des Genres, so gehört Carlos Fuentes (1928 bis 2012) zu den Größen der Weltliteratur. Der Durchbruch geling dem mexikanischen Schriftsteller, der seinem Land auch als Diplomat diente, mit dem Aufstieg der lateinamerikanischen Literatur seit den 1960er Jahren, der Autoren von Marquez über Vargas Llosa bis Paz und viele mehr international bekannt machte. Man darf also hohe Erwartungen stellen an diesen Band mit „sechs phantastischen Erzählungen“ – so der Untertitel. Und soviel sei gleich verraten, man wird alles andere als enttäuscht. So soll der junge Alejandro, der in Spanien bei seiner Mutter lebt, um versorgt zu sein, nach Mexiko zu deren beiden Schwestern reisen – dies ist der letzte Wunsch der im Sterben liegenden Frau. Alejandro, ein aufgeschlossener, lebenslustiger Kerl, fliegt folglich nach deren Tod zu den beiden ihm völlig unbekannten alten Damen, die sich reichlich seltsam gebärden. Nicht nur sind sie heftig zerstritten – sie leben in dem heruntergekommenen Haus völlig nebeneinander her, sprechen nur im Streit miteinander –, vor allem verlassen sie das Gebäude nie. Doch Alejandro kommt immer mehr verdächtig vor: Warum wird er, längst erwachsen, mit Kinderkram beschenkt? Wieso darf der Haupteingang des Hauses nicht betreten werden? Und hat eine der beiden Schwestern versucht, ihn zu vergiften? Fuentes' Geschichten interessieren sich für das Zwischenmenschliche, die Gespenster, die hier wiederkehren, haben Beziehungen zu den von ihnen Aufgesuchten, nicht selten geprägt von persönlicher oder historischer Schuld. Und so begegnen wir einem eifersüchtigen Ehemann, der seine Frau zugrunderichtet, die ihm aber auf unerwartete Weise entkommen wird. Einer bösartigen Mutter und ihrer Katze, die als letzter Widerstand vor der Rache der misshandelten Ureinwohner ihre Familie verteidigt. Graf Vlad, einem alten Bekannten aus Rumänien, der sich in Mexiko ein neues Betätigungsfeld sucht. Einem voyeuristischen Theaterliebhaber, der einer stummen Ophelia nachjagt oder einem seltsamen Deutschen, der in der mexikanischen Wüste lebt und einen Arzt bittet, seiner deutlich jüngeren, aber schwerkranken Frau zu helfen. Ein Wort für dieses Buch genügt: Meisterlich.

 

Richard Dalby (ed.): Dracula’s Blood.

Herausgeber Richard Dalby hat es sich angelegen sein lassen, Vampirgeschichten zusammenzusuchen, die kurz vor und kurz nach Erscheinen des maßgeblichen Stokerschen Werkes, auf das er schon mit seinem Titel anspielt, geschrieben worden sind, wobei er besonders darauf achtete, Texte vorzustellen, die schwer zugänglich sind oder überhaupt in dem Buch zum ersten Mal veröffentlicht werden. Große Namen wie Arthur Conan Doyle und M.R. James bilden folglich die Ausnahme, es sind noch einige Autor:innen dabei, die Kenner:innen des Genres naturgemäß bekannt sind, aber es findet sich tatsächlich allerhand Entdeckungswürdiges in der Anthologie. Das gilt auch deshalb, weil alle Texte einen qualitativen Standard einhalten und sich literarisch auf einem guten Niveau halten – was folglich vermuten lässt, dass allein aufgrund der Menge der hier aufgenommenen Texte, noch ein weitaus größerer Bodensatz wesentlich weniger anspruchsvoller Erzeugnisse in jenem an sich überschaubaren Zeitraum entstanden sein dürfte. Woran die Geschichten eher schon kranken, ist unser Nach-Wissen. Die jeweilige Spannung, was wohl mit der Person los ist, die da so plötzlich schwächlich, anämisch und von seltsamen Malen am Hals befallen ist, mag sich nicht mehr so recht einstellen, natürlich erst recht nicht, wenn man gerade eine reine Vampir-Anthologie in der Hand hält. Sicher, das weiß man vorher, aber es lässt sich gleichwohl schwer ausblenden. Abgesehen von diesem – zudem oft redundanten – Überraschungseffekt ist aber Grusel durchaus gegeben, vor allem bei Erzählungen, die von üblichen Schemata abweichen. Eine interessante Variante ist hierbei ein – offenbar von den Spätviktorianern gefürchteter – Vampirismus durch Pflanzen, ein Motiv, das nicht nur einmal auftaucht. Bleibt nur sich zu wiederholen: insgesamt ein sehr gelungener, abwechslungsreicher Sammelband.     

 

Marek Wydmuch, Franz Rottensteiner (Hg.): Gespenstergeschichten aus Polen.

In der Länderreihe aus der Serie des Fischer-Verlages mit Gespenstergeschichten geht es diesmal also nach Polen. Anfangs fühlt man sich sehr schnell an den Band zu den baltischen Staaten aus dieser Reihe erinnert, zu sehr wirken die ersten Texte recht altbacken und haben eher Sagenthemen zum Gegenstand als wirklich schauerliche Ereignisse. Auch mit der Anwesenheit von Gespenstern hapert es, wiederum scheint dieses Etikett irreführend, ‚phantastische oder unheimliche Geschichten‘ hätte es weitaus besser getroffen. Dieses Manko bleibt dem Bändchen erhalten, Geister sind Mangelware, aber das Niveau steigt nach diesen enttäuschenden Einstiegsgeschichten trotzdem deutlich an. Während Nobelpreisträger Reymont noch ein traditionelles Motiv modern umgesetzt aufgreift, darf mit dem polnischen Großmeister der Phantastik Stefan Grabinski endlich auch Überraschendes Einzug halten. Wobei Einzug wörtlich zu nehmen ist, handelt es sich doch tatsächlich um einen Zug. Fortan entfaltet der Band seine Möglichkeiten und verwöhnt mit einer Bandbreite guter bis sehr guter Erzählungen, in der das Unheimliche oft schleichend in den Alltag eintritt. Ist man dort angekommen, bedauert man schließlich doch noch die Kürze des Buches.   

 


Peter Daniel Wolfkind: Die Boten des Frühlings.

Der unter dem Pseudonym Peter Daniel Wolfkind publizierende österreichische Autor Peter Vujica (1937 bis 2013), zugleich Komponist und Librettist, Intendant des Steirischen Herbstes und somit im Kulturleben der Alpenrepublik bestens vernetzt, hatte im Literarischen eine Vorliebe für die Phantastik. Dabei siedelte er die gelungensten seiner Geschichten im anfangs unscheinbaren Alltag der Gegenwart an, der sich unerwartet von der Normalität wegentwickelt. So etwa beim Besuch des erstaunlich heruntergekommenen Touristenortes St. Wolfgang oder bei der Unterhaltung eines Heuschnupfenkranken mit einem Rentner, der seinen Hund spazierenführt und dem Leidgeplagten Allergiker zu helfen verspricht. Auch einem Besucher eines grausamen Theaterstückes in Paris scheint zu Beginn eher das Glück hold, als es ihm gelingt, eine der Darstellerinnen, die ihm auf der Bühne aufgefallen war, nach Ende der Aufführung zu einem Rendez-Vous zu überreden. Doch die Frau hat seltsame Vorstellungen und der Protagonist ist bald nicht mehr so sicher, ob er nicht einen Fehler gemacht hat, auch wenn er von der Faszination der Frau nicht loskommt. Die titelgebenden „Boten des Frühlings“ sind keine Blümchen, sondern eine Faschingsveranstaltung, die – in einer clever verschachtelten Geschichte – beängstigende Auswüchse zeitigt. Während die erste Erzählung noch recht zäh daherkommt, gewinnt das Buch spätestens nach dem Besuch in St.Wolfgang – der von der dortigen Tourismuszentrale sicher nicht als Aushängeschild genutzt wird – eindeutig an Fahrt. 

 

Volker Just: Der Turm.

Man kann darüber streiten, ob der Untertitel „Dreizehn unheimliche Kurzgeschichten“ in Bezug auf das Adjektiv einen Etikettenschwindel darstellt. Wenn, dann ist es sicher kein böswilliger, und letztlich ist der Leser oder die Leserin – hoffentlich – auch nicht allzu enttäuscht, dass ihm hier nicht nur Erzählungen angeboten werden, die dem üblichen engeren Verständnis von „unheimlich“ entsprechen, also eindeutig der Phantastik zuordenbar sind. Die gibt es in dem Büchlein auch, manche, wie etwa die titelgebende Geschichte, liegen irgendwo dazwischen, unheimlich sind sie an sich alle aufgrund des Bruches, der in ihnen geschieht und den Alltag verändert. Angesiedelt zumeist an einem wässrigen Milieu, sprich der Küste, in Seefahrerkreisen oder am Bodensee, tritt für die Protagonist:innen ein Ereignis ein, das nicht selten verstörend ist: Ein Haufen rauchender Christbäume zum Beispiel oder ein Hollywood-Produzent, der einer darbenden Werft einen spektakulären Untergang verschafft. Dank ihrer nüchternen Erzählweise lesen sich die Kurzgeschichten Volker Justs (geboren 1937) am besten, wenn sie sich von zuviel Symbolismus freihalten, und nehmen einen sehr schnell für sich ein. Es gibt also keinen Grund, etwas zu bereuen, falls man sich vom leicht irreführenden Untertitel hat auf eine vermeintlich falsche Fährte locken lassen.

 

Lieselott Baustian: Loewes Gruselkabinett.

Loewes ist an sich ein klassischer Kinder- und Jugendbuchverlag, wovon man sich allerdings keinesfalls abhalten lassen sollte, zu dieser Anthologie zu greifen. Gedacht ist sie wohl für ältere Jugendliche, sicher nicht für Kinder, insgesamt stellt sie eine sehr gute Einführung in die Phantastische Literatur überhaupt dar. Denn sie versammelt zahlreiche Klassiker – von Dickens über Twain, von Knut Hamsun über Théophile Gautier bis Maupassant und Tschechow – aber natürlich auch die Meister des Genres, Le Fanu, Bierce, Blackwood, Stoker, M.R. James und so fort. Erweitert werden diese Auftritte der Großen durch eingestreute unbekanntere Autor:innen und auch Seitenblicke auf andere Kontinente als nur Europa und Nordamerika. Ma kann immer das ein oder den anderen vermissen, aber in diesem Fall darf man getrost sagen, aufgrund der Auswahl und der Mischung ohne Zweifel eine sehr gute Einführung in das Genre – und damit wiederum seinen wohl ursprünglichen Zweck, junge Leser:innen dieses nahezubringen, bestens erfüllend.

 

Peter Haining (Hg.): Die Damen des Bösen.

Peter Haining (1940 bis 2007) ist jedem, der sich mit dem Thema des Unheimlichen im weitesten Sinne beschäftigt, alles andere als ein Unbekannter. Er hat unzählige Bücher in diesem Bereich verfasst, Lexika über Gespenster und Vampire, zahlreiche Berichte über Spukphänomene veröffentlicht, selbst in diesem Bereich geforscht, und sich vor allem sehr große Verdienste erworben bei der Suche nach heute vergessenen oder kaum noch zugänglichen unheimlichen Geschichten, die er in Anthologien neu herausgegeben hat. Zu diesen gehört auch dieser Band aus Fischers „Bibliothek der phantastischen Abenteuer“, der sich ausschließlich auf von Frauen geschriebene Gruselgeschichten der viktorianischen Epoche beschränkt. Dabei kam alles andere als ein dünnes Heftchen heraus – Haining musste sich stark beschränken – noch ist der krampfhafte Versuch erkennbar, halbwegs das Niveau zu halten. Die Produktivität der Damen war erstaunlich und so ergaben sich – unter sicher vielen durchschnittlichen bis zurecht vergessenen – nicht wenige kleine Meisterwerke dieses in jener Epoche natürlich ohnehin sehr beliebten Genres. Große Namen – Mary Shelley, George Eliot – sind darunter, bekanntere wie Elizabeth Gaskell, aber auch eine anonyme Schreiberin. Je mehr man sich dem Spätviktorianismus nähert, desto besser wird das Buch – was auch an der Tendenz liegt, die Geschichten aus der Vergangenheit stärker in die Gegenwart zu verlagern. Eine schöne Kostprobe ist Charlotte Riddels „Sandy, der Kesselflicker“ über einen Priester, den Alpträume plagen, in denen er schließlich aus Verzweiflung dem Satan verspricht, eines seiner Gemeindemitglieder, einen liederlichen Tunichtgut, der aus seiner Sicht ohnehin in der Hölle landen wird, zu einem bestimmten Termin an seiner Statt zu überlassen. Ist das ganze nur eine Wahnvorstellung, wie ihm seine Freunde versichern? In jedem Fall ist schon sein schlechtes Gewissen Grund genug, den Priester spätestens jetzt in den Wahnsinn zu treiben. Was wird am Mittwoch, dem vorbestimmten Tag, passieren?  Mit Amelia Edwards „Die Phantomkutsche“ enthält das Buch außerdem, diese persönliche Bemerkung sei erlaubt, eine der Lieblingsgeschichten des Autors dieser Zeilen…      

 

Sir Andrew Caldecott: Not Exactly Ghosts.


Zu erzählen hatte Sir Andrew Caldecott (1884 bis 1951) sicher nicht wenig, war er doch über Jahrzehnte ein hochrangiger Diplomat und Verwaltungsbeamter in Diensten des britischen Empires, kurzzeitig stand er der Kronkolonie Hongkong vor, im Zweiten Weltkrieg dann schließlich diente er als Gouverneur von Ceylon alias Sri Lanka. Weniger erstaunlich war folglich, dass er, kaum im Ruhestand, ein Buch veröffentlichte, eher schon überraschend, dass sich "Not Exactly Ghosts" dem Genre des Unheimlichen in einem guten Dutzend Geschichten widmete. Caldecott hatte sich an M.R. James geschult – und das ziemlich gut, schließlich kann man sich weitaus schlechtere Vorbilder nehmen, läuft dann aber natürlich Gefahr, an diesen hohen Ansprüchen zu scheitern. Das passierte ihm nicht, die Erzählungen, in denen, ganz gemäß dem Titel, selten Gespenster im eigentlichen Sinn eine Rolle spielen, sind noch einmal wunderbare Beispiele post-viktorianischen Grusels. Statt der Geister sind es oft Gegenstände oder Räume, die das Unheimliche heraufbeschwören, ein Zimmer in einem Pfarrhaus, das nicht betreten werden soll, ein Schreibtisch, der seine Besitzer dazu verleitet, seltsame Texte zu verfassen, ein Brunnen, der schreiende Geräusche von sich gibt. Caldecott schafft noch einmal die sehr britische Atmosphäre des subtilen Horrors, angesiedelt in Landsitzen und Pfarrhäusern oder Gouverneurssitzen der Kolonien, umhergehend unter der gebildeten oder aristokratischen Oberschicht, die er mit leichter Ironie und Kritik – etwa an der Arroganz der Kolonialbeamten – in einem sachlich-nüchternen Stil beschreibt. Das Buch war in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein großer Erfolg. Caldecott ließ mit „Fires Burn Blue“ noch eine weitere Sammlung folgen, die allerdings nicht mehr ganz an den Vorgänger heranreicht. Beide Bände sind in dem vorliegenden Buch enthalten, somit kann man sich mit dem Gesamtwerk des geistreichen Diplomaten bekannt machen – ein großes Vergnügen.       

 

Stephen King: Alpträume.

Der bekannteste und unzweifelhaft erfolgreichste Schriftsteller der Gegenwart in unserem Sektor, Stephen King (geboren 1947), ist sicher der passende Abschluss für den diesjährigen Grusellektüremonat und so widmen wir uns seinem Erzählungsband "Alpträume" – im Original „Nightmares and Dreamscapes“ vom Anfang der 1990er Jahre. Im Vorwort versichert King, hier nur neues, nicht Schubladenmaterial zu veröffentlichen – im ebenfalls existierenden Nachwort, beides immer durchaus mit Gewinn zu lesen, gibt er dann noch Auskunft über die Entstehung der einzelnen Geschichten –, trotzdem bekommt man, ganz neutral betrachtet, das von ihm Erwartbare. Manches bewegt sich mehr im Bereich Thriller – etwa die Rachegeschichte eines Mannes, der mit sehr viel Aufwand den Mörder seiner Frau in eine Baustellengruppe locken möchte – anderes geht sehr in Richtung Ekelhorror, etwa „Der rasende Finger“. Dazwischen findet sich allerhand von mal Subtilerem („Es wächst einem über den Kopf“) bis hin zur klassischen Zombie-Apokalypse-Story („Hausentbindung“). Wie gesagt, man wird nicht eigentlich überrascht, aber bekommt, was man verdient, wenn man ein King-Buch in die Hand nimmt. Allerdings sollte man besonders in diesem Fall unbedingt zum Original greifen. Nicht einmal, weil die Übersetzung völlig mies wäre, sondern weil die deutsche Ausgabe vor teilweise bizarren Druckfehlern geradezu strotzt. Es sei denn, man nimmt dies als zusätzlichen Amüsierbonus beim Lesen mit.