Dienstag, 24. September 2013

Paul Boldt. Auf der Terrasse des Café Josty

Berlin - Schöneberg. (c) BG
Zur Erinnerung an Berlin eines meiner Lieblingsgedichte

Paul Boldt: 
Auf der Terrasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll
Vergletschert alle hallenden Lawinen
Der Straßentakte: Trams auf Eisenschienen
Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt,
Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.
Stirne und Hände, von Gedanken blink,
schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen - bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen.-
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.


Paul Boldt (1885-1921), Auf der Terrasse des Café Josty entstand 1912.

Auch wenn der arme Paul Boldt heutzutage leider - und zu Unrecht - fast völlig vergessen ist, obwohl er einst dank seines Gedichtbandes Junge Pferde! Junge Pferde! eine lebende Legende war, haben sich hier Menschen die Mühe gemacht, Interpretationen für den Handgebrauch zu erstellen; dort ist auch ein Bild des erwähnten Café Josty zu sehen.

http://lyrik.antikoerperchen.de/paul-boldt-auf-der-terrasse-des-cafe-josty,textbearbeitung,17.html


 

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