Johannes Paul
I. (1978), Papst für 33 Tage, hätte es nicht in
diese Liste geschafft: zehn Päpste hatten weitaus kürzere Amtszeiten. Hier die
unglücklichen Sieger.
Für Johannes
Paul I. hätte es somit knapp nicht gereicht, immerhin führt er diese Negativliste im
20. Jahrhundert an. Im Gedächtnis blieb er vor allem aufgrund seines Lächelns
und der Tatsache, dass er nach dem Tod Pauls VI. 1978 nur 33 Tage regierte. Von einem Platz in den Top
Ten trennen ihn jedoch seine Vorgänger Benedikt V. (964) und Innozenz V.
(1276), beide konnten sich noch weniger, nämlich jeweils nur 32 Tage ihres
neuen Amtes erfreuen.
Die V. hinter
seinem Namen sollte auch diesem Papst kein Glück bringen. Leo., der völlig
überraschend im August 903 auf den Stuhl Petri gewählt wurde, der einer
unausgesprochenen Übereinkunft nach einem Stadtrömer vorbehalten war, stammte
aus dem ländlichen Umland der ewigen Stadt. Der Klerus der Metropole war zu
dieser Zeit stark zerstritten, was zwar die unverhoffte Wahl Leos begünstigte,
jedoch gleichzeitig seinen Sturz nach nur 30 Tagen zur Folge hatte. Ein
römischer Priester drängte ihn – angeblich sogar mit seinem Einverständnis,
wogegen jedoch das folgende Geschehen spricht – zum Rücktritt und setzte sich
als Papst Christophorus auf den Thron. Leo landete im Gefängnis. Dort fand sich
als Zellennachbar bald Christophorus selbst ein, der nach gut vier Monaten
selbst stürzte. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Leo wurde er von seinem
Nachfolger Sergius III. Anfang 904 ermordet.
Pius III., Portrait eines unbekannten Künstlers. |
600 Jahre später
hievte das Konklave einen Mann auf die cathedra
Petri, der gute und schlechte Voraussetzungen mitbrachte: einerseits war er
ein hochgebildeter, reformfreudiger Mann, gewillt, das lang ersehnte Konzil zur
Erneuerung der Kirche einzuberufen, andererseits war er bei seinem Amtsantritt
am 22. September 1503 bereits alt und von Krankheit gezeichnet. Die Idee, nach
der üppigen Regentschaft Alexanders VI. ein bescheideneres Oberhaupt zu erwählen,
war gut gemeint, fand aber mit dem Tod des Papstes nach nur 26 Tagen ein
vorzeitiges Ende. Sein Nachfolger wurde Julius II.
Wiederum gut
hundert Jahre später spielte sich fast das identische Szenario ab, Allessandro
de Medici, ein Neffe Leos X., nach dem er sich auch benannte, wurde zwar unter
allgemeiner Zustimmung und als anerkannter Reformer zum Papst gewählt, war
jedoch zum Zeitpunkt seiner Wahl bereits ordentliche 70 Jahre alt und nicht von
bester Konstitution. So brachte ihn eine an sich harmlose Erkältung schon – wie
Pius III. – nach nur 26 Tagen ins Grab. Ihm folgte Paul V. aus dem Hause
Borghese.
Das
16.Jahrhundert war offenkundig nicht nur für die gesamte Kirche, sondern auch
für viele ihrer höchsten Vertreter ein sehr schwieriges. Das Muster wiederholt
sich, sieht man vom Alter von erst 54 Jahren ab: Marcellus II. – der übrigens
seinen Vornamen behalten hatte – war bekannt als Reformer, weshalb die Wahl des
gebildeten Humanisten während der schwierigen Verhandlungen des Trienter
Konzils große Hoffnungen weckte. Und tatsächlich nahm Marcellus das Reformwerk
mit großen Eifer in angriff, zu viel Eifer, wie es im Nachhinein hieß, da man
mutmaßte, er sei aufgrund von Überanstrengung einem Schlaganfall erlegen. Da
war er nur 22 Tage Papst gewesen. Paul IV. setzte sein Reformwerk fort.
Die Amtszeit des
Sisinnius, eines gebürtigen Syrers, stand von Anfang an unter keinem besonders
günstigen Stern. eigentlich war er – vermutlich – schon im Herbst 707 gewählt
worden, doch aufgrund von politischen Querelen wurde er erst im Januar 708
tatsächlich offiziell zum Papst geweiht. Die Bewohner Roms erhofften sich viel
von ihm, doch – man ahnt es bereits – Sisinnius war ein Greis, schwer von
Krankheit gezeichnet. Hätte man seine Wahl früher bestätigt, wäre ihm ein Platz
in dieser Aufzählung erspart geblieben, doch so brachte er es letztlich nur auf
gerade einmal 19 Tage Papsttum, ihm folgte der einzige Träger des Namens
Konstantin, ebenfalls ein Syrer.
Coelestins Wahl
fiel in die Zeit der erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Kaiser
Friedrich II. und den römischen Päpsten, zugleich – und aufgrund dessen – war
sie ein Meilenstein der Kirchengeschichte: Coelestin ging aus dem allerersten
Konklave hervor, das, allerdings erzwungenermaßen, stattfand. Daran beteiligt
waren von den zwölf zu dieser Zeit noch verblieben Kardinäle nur zehn, die
beiden anderen hielt der Kaiser gefangen, auch der Zweck ihrer Einschließung,
eine möglichst schnelle Wahl, erfüllte sich nicht: erst nach sechzig Tagen
traten die inzwischen nur noch acht Kardinäle wieder an die Öffentlichkeit. Einer war
zwischenzeitlich verstorben, Coelestin war Papst geworden. Leider ein, das
kennt man schon, sehr alter und angeschlagener Papst, der nur 16 Tage
durchhielt. Sein Nachfolger Innozenz IV. erwies sich als robuster, er regierte über elf
Jahre.
Die kurze
Amtsdauer Bonifatius’ VI. mag manch strenggläubiger als Strafe für ein
Kirchenoberhaupt ansehen, dass nicht nur einen zweifelhaften Charakter aufwies,
sondern ebenso zweifelhaft an seinen Posten gekommen war. Einer seiner
Vorgänger, Johannes VIII., hatte ihn abgesetzt und nach einer gnädigen
Rehabilitierung ein weiteres Mal als Priester aus den Klerus entfernt. Trotzdem
riefen ihn die Römer im April 896 zum Papst aus, wozu sie natürlich nicht
befugt waren. Lange an seiner Würde konnte sich Bonifatius nicht erfreuen, er
sah nicht einmal das Ende des Monats, nach nur 15 Tagen war es mit ihm selbst
zu Ende, die einen sagen durch Gicht, die anderen durch Gift. Er eröffnete
damit eine Reihe äußerst kurzlebiger Päpste, bis 900 folgten ihm Stephan VI.,
Romanus, Theodor und Johannes IX. Erst mit Benedikt IV. hielt ein Papst wieder
einmal gut drei Jahre durch, dann kam Leo V. (siehe oben).
Urban VII. |
Der
bedauernswerte Stephan hat bis in unsere Tage ein wankelmütiges Schicksal. Bereits
ein alter Mann, wurde er am 22. März 752 zwar zum Papst gewählt, doch nach nur
drei Tagen ereilte ihn ein Schlaganfall, an dem er tags darauf verstarb. Er
brachte es folglich auf gerade einmal vier Tage als Oberhaupt der Kirche – oder
auch nicht. Je nach Ansichtssache gilt nur als Papst, wer auch offiziell zum
Papst geweiht wurde, doch Stephan verstarb vor der Zeremonie. Sein Nachfolger,
ebenfalls ein Stephan trägt darum je Lesart manchmal die II., manchmal die III.
Die Kirche selbst ist in ihren Ansichten geteilt, zeitweise erkannte sie
Stephan als Papst an, zeitweise wieder nicht. Ausgang offen.
Ein ähnlich
unschönes Schicksal erlitt Coelestin II. Ende des Jahres 1124. Ein
zerstrittenes Kardinalskollegium einigte sich auf ihn als neues Oberhaupt, doch
noch während der feierlichen Einsetzungszeremonie wurde die Versammlung
überfallen, es kam zu einer bewaffneten Schlägerei, bei der auch der neue Papst
schwer verletzt wurde. Der Gewalt weichend, erklärte er seinen Rücktritt.
Ohnehin nicht mehr der Jüngste, erlag er bald darauf den Folgen seiner
Verwundungen. Nachfolger Honorius II. verdrängte ihn nicht nur vom Thron Petri,
sondern auch aus den offiziellen Papstlisten, wo Coelestin – ohne echte
Grundlage – als vermeintlicher Gegenpapst geführt wird. Dabei gebührt allein
ihm die zweifelhafte Ehre, für nur wenige Stunden Oberhaupt der römischen
Christenheit gewesen zu sein.
Rudolf
Fischer-Wollhaupt: Lexikon der Päpste. Wiesbaden:
2004.
Christopher
Hibbert: Rom. Biographie einer Stadt.
München: 1995.
J.N.D. Kelly: Reclams Lexikon der Päpste. Stuttgart:
2005.
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