Donnerstag, 14. Januar 2016

Ein Lied - von Ludwig Tieck.

Viel zu lange wurde die Lyrik hier auf diesem Blog vernachlässigt und der Sammlung meisterlich melancholischer Poesie kein neues Exemplar hinzugefügt - somit ist es ein guter Anfang des neuen Jahres, dieses Vorhaben mit einem kurzen unbetitelten Lied aus der Frühzeit Ludwig Tiecks wieder aufzugreifen, des Mannes, der alle Phasen der Romantik, Früh-, Hoch- und Spät-, durchlebt und aktiv mitgestaltet hat, in allen ihren Formen, vom Roman, dem Kunstmärchen über die Lyrik bis - fast als einziger - zum Drama, für das er seiner Zeit weit vorauseilende "post-moderne" Elemente einführte. Seine Verse streute er dabei zumeist in die Prosawerke ein, daher auch die Bezeichnung Lied und der fehlende Titel wie in unserem Beispiel:



Mit Leiden
Und Freuden
Gleich lieblich zu spielen
Und Schmerzen
Im Scherzen
So leise zu fühlen,
Ist wen'gen beschieden.
Sie wählen zum Frieden
Das eine von beiden,
Sind nicht zu beneiden:
Ach gar zu bescheiden
Sind doch ihre Freuden
Und kaum von Leiden
Zu unterscheiden.
 

Ludwig Tieck (1773-1853)


Der Vorgänger zu diesem Gedicht in der Lyrik-Reihe war: Stefan George - komm in den totgesagten park

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen