Die kurze
Regierungszeit des römischen Kaisers Jovian (363-364) war beherrscht von
Religionskonflikten, Krieg mit den Persern – und seinem Vorgänger Julian
Apostata.
Eine bis in
heutige Tage kontrovers diskutierte Figur der spätrömischen Geschichte ist der
römische Kaiser Julian (360-363), von der christlich beeinflussten
Geschichtsschreibung mit dem Beinamen Apostata – der Abtrünnige – bedacht.
Dieser letzte Sprössling aus der Familie Konstantin des Großen, der noch
einmal den Versuch unternommen hatte, gegen das Christentum vorzugehen,
hinterließ nach seinem vorzeitigen Tod seinem Nachfolger Jovian ein schweres
Erbe.
Julian starb
inmitten eines Feldzugs gegen die Perser, dem römischen „Erbfeind“ im Osten.
Anfangs erfolgreich, kamen die Truppen Julians, in denen Jovian als
Gardepräfekt diente, erst vor den Mauern Ktesiphons, der persischen Hauptstadt
zum Stehen – allerdings in einem katastrophalen Zustand. Durch ständige Angriffe
zermürbt, geplagt von Hunger und Durst inmitten des Feindgebiets waren die
Legionen genötigt, den Rückmarsch unter schwierigsten Bedingungen anzutreten,
ständig verfolgt von den nachrückenden Persern. Ungelegener konnte der Tod des
jungen Kaisers nicht kommen, der durch eine Lanze verletzt worden war –
unbestätigten Gerüchten nach der eines christlichen Soldaten aus den eigenen
Reihen.
Nur die dritte Wahl: Jovian
Die Situation
erforderte schnelles Handeln. Zwar war mit Procopius ein geeigneter Kandidat vorhanden,
doch dieser befand sich mit einem Entsatzheer noch zu weit weg (dieser wollte
später diese verpasste Chance doch noch für sich nutzen und schwang sich unter
Valentinian zum Gegenkaiser auf, unterlag jedoch). Die Offiziere einigten sich
darum auf Salutius Secundus, einen erfahrenen Mann vor Ort – doch dieser lehnte
mit Rücksicht auf seine Familie ab. So fiel die Wahl am 27.Juni 363 auf den
Gardepräfekten Jovian, gerade knapp 32 Jahre alt.
Der „Schandfriede“ mit den Persern
Erste Folge der
Politik seines Vorgängers war die Lage, in der dieser das römische Ostheer
gebracht hatte: der neue Kaiser Jovian befand sich an der Spitze einer
abgekämpften hungernden Truppe, die noch weit entfernt stand von den römischen
Gebieten und sich in täglichen Scharmützeln mit den Persern langsam aufrieb.
Doch diesen unter ihrem König Schapur ging es nicht viel besser – ihre Verluste
waren gewaltig, die Soldaten zwar in der Heimat, aber ähnlich erschöpft wie die
Römer. So bot der Perserkönig überraschend Verhandlungen an – und Jovian griff
zu.
Ammianus Marcellinus (ca. 330-395), der bedeutendste Chronist seiner Zeit, war ein scharfer Kritiker Jovians. |
Rückzug nach Nisibis und Tarsus
Immerhin brachte
Jovian seine Truppen sicher nach Nisibis, dessen Räumung er einleitete, sehr
zum Missfallen der dortigen Bevölkerung. Nun erreichten ihn auch die frischen
Truppen des Procopius. Der Leichnam Julians wurde weiterbefördert nach Tarsus
in Kleinasien – Jovian hatte schon einmal einen toten römischen Kaiser
begleitet, seinen Vorvorgänger Constantius II. (351-360), den er sich auch zum
Vorbild genommen hatte. Er berief viele frühere Amtsträger aus dieser Zeit
zurück, zum 1.Januar 364 übernahm Jovian selbst das Konsulat und begab sich
Richtung Konstantinopel.
Die Revisionspolitik des Jovian
Nicht nur die
Berufungen des Jovian deuteten auf eine Revision der Politik Julians und den
Versuch einer Konsolidierung hin, Jovianus war auch Christ, der die Kirche
größtenteils in ihre früheren Rechte zurückversetzte, wenn er auch insgesamt
eine eher tolerante Haltung zu religiösen Themen einnahm. Das berüchtigte
Schulgesetz Julians, dass es Christen verbot, Rhetorik und Philosophie zu
lehren, das selbst von vielen „Heiden“ – etwa Ammianus Marcellinus – kritisiert
worden war, hob er auf. Der neue Kaiser war somit erst einmal damit
beschäftigt, die Konsequenzen der Politik seines Vorgängers zu mildern – doch
bevor er eigenständige Ansätze zeigen konnte, starb er am 17.Februar 364,
vermutlich an einer Erstickung. Sein Nachfolger wurde Valentinian, der eine
neue Dynastie begründete.
Die kurze Herrschaft des Jovian
Jovian starb mit
33. Seine Regierungszeit war zu kurz, um eine definite Bewertung abzugeben. Die
christlichen Historiker beurteilten ihn milde, die Zeitgenossen waren vor allem
wegen des nachteiligen Friedens mit den Persern weniger gnädig – beide Urteile sind stark abhängig von der
Person seines Vorgängers Julian. Im Gegensatz zu diesem geriet er auch schnell
in Vergessenheit, allenfalls als Übergangskaiser zwischen der abtretenden
konstantinischen und der aufstrebenden valentianisch-theodosianischen Herrscherfamilie
blieb er in Erinnerung.
Literatur:
Ingemar König: Der römische Staat II – Die Kaiserzeit.
Stuttgart: 1997.
Ingemar König: Die Spätantike. Darmstadt: 2007.
Marion Giebel: Kaiser Julian Apostata. Die Wiederkehr der
alten Götter. Düsseldorf und Zürich: 2002.
Ammianus
Marcellinus: The Later Roman Empire
(A.D.354-378). London: 1986.
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