Evelyn
B. Hardey/Elfie Donnelly: Hexerei in der Schule.
Die
Buchversion der zweiten Folge der Hörspielreihe „Bibi Blocksberg“ von Elfie
Donnelly (geboren 1950) ist bis auf wenige zeitabhängige Details – etwa ausgerechnet
dem Hören von Musikkassetten – bestens gealtert und ein nicht minderes
Lesevergnügen als die Variante zum Lauschen. Bibi ist neu in der Stadt und somit
auch der Schule, wo sie versucht, Anschluss zu finden. Ihr Auge ist dabei auf
Achim gefallen, einen netten Jungen, der aber nur sporadisches Interesse zeigt.
Natürlich wäre es für Bibi ziemlich einfach, ihn zu beeindrucken, schließlich
ist sie eine – wenn auch noch etwas unerfahrene – Hexe, doch ihre Mutter,
ebenfalls mit magischen Fähigkeiten ausgestattet, hat ihr das Hexen in der
Öffentlichkeit und ganz besonders der Schule untersagt. Doch als Bibi von Achim
provoziert wird und sie ihm schließlich doch den Beweis für ihre Kräfte liefert,
ist der schwer begeistert. Er will unbedingt, dass sie ihre Fähigkeiten in der
Klasse vorführt. Als er damit bei der Lektüre des ‚Zauberlehrlings‘ durch den
Lehrer vorprescht und dieser mit ironischer Arroganz Bibi explizit die
Erlaubnis erteilt, ihre Hexenkünste zu zeigen, sieht er sich bald mit einem
Rüssel statt einer Nase konfrontiert. An Bibis überirdischen Kräften hat nun
niemand mehr Zweifel, dumm nur, dass sie den Spruch zum Wegzaubern vergessen
hat. Und das Problem wird nicht kleiner, als auch noch der Direktor zu Besuch
in den Unterricht kommt. Eine starke Mädchenfigur – nur die Frauen können Hexen
– mit anarchischen Zügen, die aber auch typische Probleme ihres Alters hat, angesiedelt
in einer banalen, allen vertrauten zeitgenössischen Umgebung – die Blocksbergs
wohnen im zwanzigsten Stock eines Hochhauses –, Humor, der von Slapstick bis
hin zu subtiler Kritik reicht, und natürlich die stille Sehnsucht der
Leser:innen, doch auch ein bisschen hexen zu können, waren und sind das
Erfolgsrezept Bibi Blocksbergs, der seitdem nicht abgeflaut ist und die Figur
mit dem neuen Sidekick Tina später sogar mehrfach ins Kino geführt hat.
Klaus
Mann: Der siebente Engel.
Der
Band versammelt die Theaterstücke Klaus Manns (1906 bis 1949), der außer in der
Reduktion auf die Rolle als jüngster Sohn Thomas Manns vor allem durch seine
Romane und insbesondere seine Essays in Erinnerung geblieben ist, die das
Jugendgefühl der Weimarer Republik zu ihren besten Zeiten widerspiegeln – und
natürlich für „Mephisto“, den Text über den deutschen Opportunismus. Die frühen
Stücke, zeittypisch als Revuen oder Bilder betitelt, schrieb Mann für seinen
Freundeskreis, war an den Aufführungen teils selbst beteiligt. Auch hier ist
die Jugend das zentrale Thema, als deren Sprachrohr Mann oft gesehen wurde.
Zwischen Revolte und Sehnsucht nach Neuem trägt ihr Wunsch nach Ausbruch aus
dem Spießertum oft auch (selbst)zerstörerische, nicht selten rücksichtlose Züge
gegen sich selbst und andere. Ob ihre Ideen und Wünsche verträumte und zum
Scheitern verurteilte Utopien oder der Aufbruch in ein neues, freieres
Zeitalter sind, bleibt offen. In antike Gewänder kleidet Mann zeitgenössische,
aber auch übergeordnete Konflikte in seinem Drama „Athen“, in der die alten
Freunde und neuen Feinde Alcibiades und Sokrates sich ihrer gegenseitigen
Faszination nicht entziehen können. Zwar wählen sie unterschiedliche Wege, aber
beide werden tief fallen, bedingt auch durch den Opportunismus der Athener – ein
Thema, das Klaus Mann offensichtlich tiefer bewegt hat. Es klingt auch in
seinem letzten, unmittelbar in der Nachkriegszeit verfassten Stück „Der
siebente Engel“ an, einer Auseinandersetzung mit einer durch die Katastrophe
wiedererstarkten Esoterik, die nicht nur in Amerika einmal mehr ihre nach
Gewissheiten suchende Anhängerschaft findet. Die beiden letzten Texte wurden
nicht aufgeführt, wobei besonders „Athen“, gerade aufgrund der Ambivalenz der
Hauptfiguren – Sokrates ist nicht nur der Weise, sondern auch gefühlskalt,
Alcibiades nicht nur autoritärer Führer, sondern auch Idealist – den späten
Schritt auf die Bühne längst verdient hätte.
Ernst
Augustin: Robinsons blaues Haus.
Obwohl
er uns früh versichert, keineswegs verrückt zu sein, fällt es einem als
Leser:in des Romans von Ernst Augustin (1927 bis 2019) ziemlich schwer, dies
dem Protagonisten zu glauben. Fühlt er sich doch ständig von irgendwelchen
Leuten verfolgt, sei es im Regionalzug nach Grevesmühlen oder auf einer
öffentlichen Toilettenanlage einer mecklenburgischen Küstenstadt. Seine
Paranoia führt soweit, dass er sich an seltsamsten Orten winzige
Einzimmerrefugien zulegt, nach immer gleichem Muster ausgestattet, gelegen
unter anderem in einer verlassenen Bahnhofsmeisterei oder dem aufgegebenen
London Dungeon in der britischen Hauptstadt. Auch die zahlreichen eingeschobenen
Rückblenden in die Kindheit stärken unser Vertrauen nicht unbedingt. Ständige
Umzüge, eine quasi-abwesende kranke Mutter, ein aus unbekannten Gründen
tatsächlich ständig herumreisender Vater. Dazu kommt ein sich scheinbar
herauskristallisierendes Muster: Da sich der Junge einer Mutprobe seiner wenig
kameradschaftlichen Schulkameraden entzogen hat, muss er bereits vor diesen
fliehen, dies ist seine Hauptbeschäftigung während der Sommerferien, wofür er
einen alten verschrotteten Ofen zu einem Fluss-U-Boot umfunktioniert, sein
späteres Schicksal vorzeichnend. Doch der vermeintliche Wahn hat Methode: Wie
sich nach und nach zusammenfügt, war der Vater weniger dröger Bankbeamter als vielmehr
raffinierter Geldwäscher, der jedoch nach ihm unerklärlichem Verschwinden einer
nicht unerheblichen Geldmenge gezwungen ist, vor seinen Gläubigern zu fliehen –
was sich schließlich auf den Sohn überträgt. Von der Südsee über Grevesmühlen
bis New York sucht er seinen Verfolgern zu entkommen, Geld ist nicht das
Problem, aber seine Gegner sind nicht schlechter vernetzt als er selbst,
bisweilen wird es ziemlich knapp mit dem Entkommen. Und ist es letztlich
überhaupt möglich? Und wer ist eigentlich der geheimnisvolle Freitag, dem er
diese ganze Geschichte im Chat stückchenweise gesteht? Klassische Farce in
typischer Augustin’scher Manier, passenderweise findet man anfangs etwas schwer
hinein in den Text, zu wirr wirkt das Ganze, entfaltet dann aber seinen Sog –
und man möchte den Protagonisten weiterverfolgen…
Brian
Moore: Die Farbe des Blutes.
Der
Einstieg ist fulminant: Noch auf der ersten Seite des Romans sieht sich
Kardinal Stephan Bem, Oberhaupt der katholischen Kirche in einem osteuropäischen
Sowjetstaat, einem Revolver gegenüber. Dieser wird aus dem Fenster des Autos
nebenan direkt auf ihn gerichtet, doch durch die Geistesgegenwart seines
Chauffeurs, der sein Auto in das Fahrzeug der Attentäter lenkt, überlebt er
leichtverletzt, wie auch die flüchtende Fahrerin der Angreifer – und anders als
sein Lebensretter und der Schütze. Anfangs scheint die Polizei das Ganze als
Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss vertuschen zu wollen, doch später taucht
in der Residenz die Staatspolizei auf und nimmt den Kardinal in „Schutzhaft“.
Er wird in einer Landwirtschaftsschule versteckt, es gibt kaum Bewacher, er
darf sich frei bewegen und bekommt sogar eine Nonne und einen Priester als
Hilfen zugeordnet. Aber warum die Sorge um ihn durch den Staat, wer hatte
Interesse an seinem Tod, wem ist hier überhaupt zu trauen? Einige
Ungereimtheiten tun sich auf im Verhalten seiner Aufseher, erst recht nachdem
ein gemeinsamer Fluchtversuch mit dem Priester gescheitert ist. Beim Kardinal
wächst der Verdacht, sich gar nicht in den Händen des Staatsschutzes zu
befinden. Aber wer will ihn dann gefangen halten? Stecken nationalistische
Katholiken dahinter, die seine Politik der langsamen Schritte, die ihnen als
Kollaboration mit dem Staat erscheint, verachten? Als ihm erneut die Flucht
gelingt, erfährt er von einer Großkundgebung dieser Bewegung, hinter der auch
Bischöfe stehen. Um dies zu verhindern, sucht Bem Verbündete, bei den
Gewerkschaften – und zuletzt beim Staatsoberhaupt. Für seine Gegner
überraschend tritt er plötzlich im Fernsehen auf. Doch die geben sich noch
lange nicht geschlagen. Von der ersten Seite bis zur letzten ein nicht
nachlassender Thriller, der nicht nur extrem spannend ist, sondern zugleich die
Schwierigkeiten einer nur geduldeten Kirche in einem sozialistischen Staat
mitverhandelt, den schmalen Grat zwischen Aufbegehren und Unterwerfung,
zwischen dem Risiko, harter Verfolgung zu verfallen oder an Glaubwürdigkeit bei
den Mitgliedern zu verlieren. Großartiges Meisterwerk von Brian Moore (1921 bis
1999), längst nicht nur für Katholiken.
Maarten
‘t Hart: Gott fährt Fahrrad.
‘t
Harts (geboren 1944) autobiographischer Bericht ist wunderbar zu lesen und das
ist alles andere als selbstverständlich. Nicht weil er ein mieser
Schriftsteller wäre, sondern weil er in ein schreckliches Dilemma gerät, an dem
man eigentlich nur Verzweifeln kann. Nachdem sein Vater überraschend ins
Krankenhaus musste, dort kurzfristig operiert wird und anschließend wieder nach
Hause darf, scheint der nicht einmal Sechzigjährige seine langen Magenprobleme
endlich los, er blüht regelrecht auf. Doch sein Sohn weiß es besser, nachdem er
gesehen hat, wie kurz die Operation verlaufen ist, ahnt er Böses und sucht den
Hausarzt auf, um mehr zu erfahren. Seine Erwartungen werden bestätigt: Sein
Vater leidet an einem bösartigen Tumor in der Bauchspeicheldrüse, eine Hoffnung
auf Heilung besteht nicht, ein gutes halbes Jahr mag ihm noch bleiben. Die
kurzzeitige Verbesserung ist nur Folge der Operation. Kann Maarten dies seinen
Eltern erzählen? Und so seinem Vater, der frisch und munter wirkt wie kaum
zuvor, die letzten Monate verderben? Nicht einfacher macht es, dass dieser
Vater besser mit dem Tod vertraut ist als viele andere – er ist der städtische
Totengräber. Aber würde dies bei persönlicher Betroffenheit etwas helfen?
Maarten blickt auf Episoden mit seinem Vater zurück, der alles andere als eine
vordergründig liebenswerte Person ist, der ihn in der Kindheit oft geschlagen
hat, manchmal aggressiv, dann wieder weinerlich ist, ihn wegen seiner
akademischen Laufbahn nicht ernst nimmt, wegen seines Atheismus Vorhaltungen
macht, der gern Geschichten aufbauscht – und den Maarten doch liebt und voller
Sympathie schildert. Was seine Bürde nicht leichter macht. Schließlich trifft
die Nachricht ein, dass sein Vater unerwartet erneut ins Krankenhaus musste. Es
ist eine Meisterleistung, wie ‘t Hart dieses deprimierende Thema – oder besser
diese deprimierenden Themen – auf eine natürlich nur vermeintlich leichte Weise
aufbereitet, weder larmoyant noch kalt distanziert, zugleich Portrait des
Vaters und der Versuch, mit den oft schrecklichen Unwägbarkeiten des Lebens
umzugehen.
Jakob
Bosshart: Ein Rufer in der Wüste.
Es
kommt ziemlich selten vor, dass man zufällig gleich drei großartige Bücher
hintereinander in die Hände bekommt, aber tatsächlich setzen wir die
meisterliche Reihe mit Jakob Bossharts (1862 bis 1924) „Ein Rufer in der Wüste“
fort. Der Schweizer Autor, nördlich des Rheins so gut wie unbekannt, wird in
seiner Heimat vor allem als Novellist geschätzt, der in spätrealistischer
Manier das Leben einfacher Menschen in den Mittelpunkt stellte, die mit den
existentiellen Widrigkeiten des Lebens in Konflikt geraten. Nach dem Ersten
Weltkrieg jedoch erschien sein erster und einziger Roman, eben jener „Rufer“,
der ein wenig schmeichelhaftes Bild der Schweizer Gesellschaft kurz nach der
damaligen Jahrhundertwende zeichnete. Reinhart Stapfer ist der Sohn des
angesehenen Nationalrats, Obersten und Fabrikbesitzers Ferdinand Stapfer, der
in einem stattlichen ehemaligen Adelspalais in der Stadt wohnt und sich aus den
kleinen Verhältnissen eines Bauernhofes bis zum liberalen Parteiführer
hochgearbeitet hat. Dieses Streben nach Anerkennung und Reichtum war allerdings
nur durch eine Härte möglich, die unter anderem auf seine Familie keine
Rücksicht nimmt. Während seine gutmütige stille Frau demütig alles erträgt und
langsam dahinsiecht – sie erblindet –, wird die Tochter als Mittel zum Zweck
der Geschäftserweiterung gesehen, in dem sie sich mit dem neuen jungen
deutschen Direktor Geierling verbinden soll und der Wille Reinharts, nach
frischem Schulabschluss an die Universität zu wechseln, wird zugunsten einer
Lehre in der familieneigenen Fabrik gebrochen. Reinhart, der ganz anderen
Idealen nachstrebt, muss nach und nach erkennen, dass seinen Vater, aber auch
seine ehemaligen Schulfreunde und selbst seine Angebetete, ein Mädchen aus
altem Adel, deren Angehörige ihm aus Standesdünkel ablehnend gegenüberstehen,
nur eines treibt: das Geld. Das Gegenbild, der Golsterhof, wo sein Großvater
ohne Nachfolger stirbt, ist dagegen dem Untergang geweiht. Ausgetragen wird
diese Gier auf dem Rücken zahlreicher Menschen, die sich diesem Diktat nicht
unterwerfen wollen oder können, von der Mutter Reinharts, die schließlich
Selbstmord begeht, worüber seine Schwester in den Wahnsinn verfällt, bis hin zu
den unzähligen Angehörigen der Unterschicht, Arbeitern, Huren und
herumziehenden Vaganten. Reinhart, der sich dem immer mehr entzieht, wagt
schließlich den totalen Bruch. Er verlässt sein Zuhause und zieht in eine
heruntergekommene Mietskaserne. Von dort begibt er sich auf die Suche nach
einer Möglichkeit, die Menschen von ihrer selbstgewählten Knechtschaft zu
erlösen. Doch weder esoterische Lehren, das erstarrte Christentum, noch der
junge Sozialismus können ihn überzeugen. Das Fatale ist, dass Reinhart in
diesem Bestreben zwar von Idealismus erfüllt ist, dieser aber nur allzu schnell
an Grenzen stößt und teils schreckliche Folgen zeitigt. Sein Weg ist
gepflastert von Scheitern, Zweifeln und einer wachsenden Vergrößerung seiner Gegnerschaft.
Am Ende wird er Opfer von Leuten, denen er einst hatte helfen wollen. In seiner
erzählerischen Nüchternheit, dabei sprachlich klar und teils von poetischer
Schönheit, schuf Bosshart gleichzeitig ein radikales Zeitbild, das den
Leser:innen nichts erspart. Zwischen dem pessimistischen Grundzug gibt’s es
kleine, womöglich nur wieder Enttäuschungen hervorrufende Hoffnungsschimmer,
auch gegenüber seinem Protagonisten ist Bosshart gnadenlos, so sympathisch er
ihn zeichnet, so sehr lässt er uns im Zweifel, ob Reinharts Handeln mehr ist
als Träumerei, die statt des gewünschten Guten ungewollt Schlimmeres
hervorbringt. Und doch zeichnet sich keine Alternative ab. Sofern man nicht den
Golsterhof als Gegenvorschlag akzeptiert, der aber aus der Welt herausgefallen
scheint. Und Reinhart nicht rettet. Ganz große Kunst, die viel mehr
Aufmerksamkeit verdient hat.
Michael
Frayn: Blechkumpel.
Das
William-Morris-Institut für Automationsforschung bekommt einen neuen Anbau, zu
dessen Einweihung sich sogar die Queen angekündigt hat. Für die dort
angestellten Wissenschaftler resultierten hieraus zwei Hauptprobleme. Erstens:
Wer darf sein Projekt dem königlichen Besuch vorstellen? Und zweitens: Wer und
wie organisiert man den Ablauf der royalen Stippvisite? Einige der
Forschungsvorhaben fallen wohl von vorneherein als Vorzeigeobjekte aus: So ein
Computer, der pornographische Romane und Sex-Handbücher schreibt, kein
sonderlich komplexes Unterfangen, da beide Genres die immergleichen Schemata
abspulen. Ähnlich verhält es sich mit einer Schlagzeilen-Maschine, deren
Algorithmus journalistische Arbeit durch regelmäßige, stark vereinfachte Texte
zu ähnlichen Themen produziert, die auf Schlagwörter basieren, auf die das
Publikum gewohnheitsmäßig anspringt. Vielversprechender erscheint da die Reihe
der „Samariter“-Roboter, die darauf trainiert werden soll, ethisch zu handeln
und sich in Notfällen selbst zu opfern. Doch nach anfänglichen Erfolgen mutiert
das Vorhaben zu einem primitiven simulierten Kampfsport. Nicht viel besser
läuft die Planung für den Besuch der Queen. Das Institut verheddert sich in
immer mehr Vorbereitungskommitees, Detailfragen und schieflaufenden
Probeläufen. Frayns (geboren 1933) Satire lässt nur in der Zusammenfassung ihr
Potential vermuten, der Text selbst kommt dann äußerst altbacken daher. Das
eigentlich revolutionär-prophetische – der Roman stammt aus dem Jahr 1965 –,
nämlich die Frage nach dem ethischen Handeln von KI, die das Buch an sich
aktueller denn je machen würde, spielt nur eine bescheidene Nebenrolle, anders
als es der Titel und der Klappentext suggerieren. Den Großraum nehmen die
diversen intriganten, überforderten, vertrottelten und misstrauischen
Institutsbeschäftigten ein, was auf eine übliche, wenig überraschende
Wissenschaftlerparodie und Bürokratiesatire mit Seitenhieben auf das
Schriftstellerdasein hinausläuft. Einen Beweis liefert das Buch immerhin: Auch
britischer Humor kann sehr bieder sein.