Samstag, 29. Dezember 2018

Der Höhepunkt im "Hohlspiegel" 2018.


Zugegeben, es war heuer gar nicht so einfach, eine Entscheidung zu fällen, zuviele Kandidaten drängten sich auf, von hilfsbereiten hell leuchtenden Leutchen über das abgebrochene Knie von Michael Halstenberg bis hin zu einer Telefonsprechstunde für Schwerhörige, aber letztlich hat sich wegen seiner Subtilität das "FreudenStadtBlatt" aus dem schönen Schwarzwald mit seinem Beitrag im Spiegel 46/2018 durchgesetzt, der uns ob seiner Ehrlichkeit wahrlich erschaudern lässt - Vorsicht Kopfkino!
"Bei dieser Sauna-Nacht sollte man keine Angst mitbringen. Im Panorama-Bad erwartet die Besucher am 3.November eine schaurige und gruselige Atmosphäre (ab 22 Uhr FKK-Schwimmen in der Schwimmhalle)."
Allein der Gedanke...
Und da wir in der Nachweihnachtszeit sind, noch ein besinnlicher Gedanke von bild.de, gefunden im Spiegel 2/2018:
"Das an Heiligabend von einem unbekannten Mann in Kempten verbrannte Tier war doch kein Hund - sondern ein Hund."
Da haben wir doch alle noch mal Glück gehabt und sind total erleichtert. Guten Rutsch!   

Montag, 17. Dezember 2018

Lektüremonat November 2018.


Gillian Flynn: Gone Girl.
„Gone Girl“ ist ein interessantes Buch. Weniger inhaltlich, sondern aufgrund der Umstände. Man hat eine anstrengende, stundenlange Bahnfahrt vor sich findet das Buch gratis in einem Bücherkasten und denkt sich, dafür sei der Schinken doch genau das Richtige. Schließlich wurde über dieses Buch viel geredet. Sehr viel geredet, immer und überall. Auf der ganzen Welt. Interessant ist das Buch also vor allem wegen der perfekt inszenierten Marketing-Strategie, einem international lancierten Hype. Dieser war enorm erfolgreich, der Thriller weltweit ein Millionenbestseller. Nun stellt sich also die Frage, ob dies auch gerechtfertigt ist, ob hier ein außergewöhnliches Buch vorliegt, ein zukünftiger Genre-Klassiker? Die Antwort ist ziemlich einfach: Nö. „Gone Girl“ ist keineswegs schlecht – von ein paar Mängeln der offenbar hastigen Übersetzung abgesehen – aber auch keinesfalls überragend gut. Ein Reißer, der einem die Stunden verkürzt, ist es jedenfalls nicht. Dafür wechseln weitschweifige Schilderungen einer Ehehölle zweier an und für sich wenig sympathischen Hauptcharaktere nur hin und wieder mit packenden Wendungen des Geschehens. Manches ist klug konstruiert – Details, die viel später plötzlich eine wichtige Rolle bekommen werden –, aber so richtig Rasanz nimmt der Text nie auf, am, ehesten gilt dies noch für den kürzesten, letzten Abschnitt. Gillian Flynn (geboren 1971) liefert solide Thrillerkost, aber man kann eigentlich nicht ernsthaft hoffen, dass dies die derzeitige absolute Krönung des Genres sei, dann wäre es um den Thriller schlecht bestellt…
Karl Ove Knausgard: Sterben.
Apropos internationales Buchphänomen. In diese Kategorie gehört seit gut einem Jahrzehnt auch das autobiographische Selbstbespiegelungswerk Karl Ove Knausgards (geboren 1968), im norwegischen Original „Min Kamp“, was man aus nachvollziehbaren Gründen so nicht ins Deutsche mitübersetzt hat. Der Auftaktband „Sterben“ ist dem übergeordneten Thema gemäß der Kampf gegen die Übermacht des Vaters. Dessen Herrschaft über seine Kinder, vor allem die Jungen, basiert nicht auf körperlicher Gewalt, sondern einfach auf seiner Präsenz. Tatsächlich ist es so, dass Knausgard bei aller detailversessenen Akribie, die seinen inzwischen schon legendären Stil prägt, von seinem Vater kaum etwas wirklich objektiv Bösartiges, sei es in Worten oder Handlungen, überliefert – sieht man von dessen letzten Jahren als schwerer Alkoholiker ab, wobei auch hier die Anzeichen seines Verfalls auf die Söhne eher indirekte Spätfolgen haben. Gleichwohl schildert Knausgard die bedrückende Atmosphäre der ständigen Vorsicht aus Angst vor dem Vater, Lesern und Leserinnen bleibt überlassen zu entscheiden, inwieweit hierin eine Paranoia das Faktische überlagert. Anders als in der Jugend – die den ersten Abschnitt von „Sterben“ einnimmt – gelingt zwar im gegenwärtigen Zeitraum (Abschnitt 2) die Ablösung durch räumliche Trennung und Emanzipation durch das Schreiben, doch wie unsicher diese ist, wie mächtig die Strahlkraft des Vaters, zeigt sich daran, dass Knausgard und sein Bruder sich mehrfach durch Ansehen des Leichnams vom Tod ihres Erzeugers überzeugen müssen. Man braucht die Präzisionsverliebtheit Knausgards – insbesondere auf Dauer – nicht in allem zu lieben, unzweifelhaft hat er jedoch bereits jetzt einen Klassiker des 21. Jahrhunderts geschaffen.                
Steve Sem-Sandberg: Die Elenden von Lodz.
Der schwedische Autor Steve Sem-Sandberg (geboren 1958) hat sich eine schwierige Thematik vorgenommen: das Schicksal des Ghettos Lodz, besonders aber von dessen jüdischem Vorsteher, dem Ältesten Chaim Rumkowski, einer der umstrittensten Figuren des Judentums. Grund hierfür war sein kooperatives Verhalten mit den Nazis, das ihm eine zweifelhafte Macht verlieh, die er zu nutzen verstand, und die er rechtfertigte, indem er damit den Bestand des Ghettos – und damit das Überleben seiner Einwohner – sicherte. Rumkowski etablierte nicht nur einen eigenen jüdischen Polizeiapparat, der für die Nazis schmutzige aufgaben übernahm, sondern auch ein System selbstherrlicher Patronage mit einhergehendem Personenkult. Seine Idee, alle Juden streng zur Arbeit für die Deutschen zu verpflichten, sicherte ihm tatsächlich deren Wohlwollen – arbeiteten damit die Unterdrückten doch billigst für ihre Unterdrücker: das Ghetto in Lodz sorgte hauptsächlich für Wehrmachtsausrüstung. Nebeneffekt war jedoch, dass die Nazis alle aus ihrer Sicht unbrauchbaren Arbeitskräfte zur Deportation bestimmten; Beschlüsse, die Rumkowski umzusetzen hatte. Alte, Kranke und alle Kinder unter 10 Jahren wurden ausgeliefert. Kurz vor Kriegsende ließen die Nazis schließlich alle noch vorhandenen Ghettobewohner – immerhin 80000 – folgen, darunter auch Rumkowski. Sem-Sandberg urteilt nicht, er berichtet nüchtern aus dem Innenleben des Ghettos, von den Handlungen Rumkowskis und deren Folgen für die Bewohner anhand von einzelnen Beispielen. Der Judenälteste wollte offensichtlich nie sehen, dass er es mit einem „Partner“ zu tun hatte, der ihn nie als einen solchen akzeptieren würde. Rumkowskis eitler Opportunismus kostete schlussendlich den Großteil der ihm Anvertrauten das Leben – was, dies ist zu betonen, nicht seine Schuld ist, sondern die der Deutschen, doch hat er mit seiner verfehlten Nachgiebigkeit dazu beigetragen, deren Maschinerie auch noch am Laufen zu halten. Dass er persönlich zudem eine wenig integre Figur war – die ihm Roman berichteten Missbrauchsfälle von Kindern sind historisch überliefert – macht seine Beurteilung noch komplexer. Keine Lektüre für nebenher, aber unbedingt zu empfehlen.             
Birgit Vanderbeke: Geld oder Leben.
Eher schon eine Lektüre für nebenher ist Birgit Vanderbekes (geboren 1956) kurzer Roman „Geld oder Leben“. Der Biographie im Schnelldurchlauf, Geschichte eines weiblichen Erwachsenwerdens von der Wunderwirtschafts-BRD bis in die Achtziger Jahre fehlt ein wenig der übliche melancholische Unterton der Vanderbeke-Texte, doch ist er dafür recht amüsant, entlarvt er doch vor allem das durch Phrasen geprägte Alltagsleben der Arrivierten und der sich für revolutionär haltenden folgenden Generation, die später nicht minder verbürgerlicht. Das alles geht ratzfatz – und so liest es sich auch. Nicht unbedingt ihr Meisterwerk, aber doch kluge Unterhaltung.   
Carl von Ossietzky: Rechenschaft.
Die ebenso legendäre wie verdienstvolle und schon öfter zurecht lobend erwähnte Fischer-Reihe „Verboten und verbrannt“ ermöglichte 1984 nach langer Zeit wieder die Lektüre von „Publizistik aus den Jahren 1913-1933“ – so der Untertitel – aus der Feder von Carl von Ossietzky (1889-1938), einem der wohl bedeutendsten deutschsprachigen Journalisten der ersten Jahrhunderthälfte. Seine kritischen Kommentare zum Ende der Kaiserzeit, zur Weimarer Republik und der beginnenden Nazidiktatur waren sprachlich brillante Reportagen, die mutig ohne Obrigkeitshörigkeit Demokratie in Zeiten verteidigte, als diese kaum Fürsprecher hatte. Investigativer Journalismus war nicht gefragt, schon gar nicht scharf formulierter Widerspruch, das galt für den Wilhelminismus und den Faschismus sowieso, aber auch für die zunehmend nach rechts driftende Republik. Schon 1931 wurde Ossietzky als Herausgeber der „Weltbühne“ in einen Prozess wegen Landesverrates und Spionage verwickelt, der international für Aufsehen sorgte. Er wurde verurteilt. Kaum vorzeitig entlassen, ließen ihn die Nazis nach der Machtübernahme erneut festnehmen, von Ossietzkys Schriften landeten auf den Bücherscheiterhäufen, er selbst wurde ins KZ gebracht. Das Friedensnobelpreiskomitee fügte den Nazis eine schwere diplomatische Blamage zu, als es Ossietzky 1936 rückwirkend den Preis für 1935 zuerkannte – den er, trotz Druck des Regimes, auch annahm; seine Ausreise zur Übernahme wurde im Anschluss ebenso verboten wie jedwede weitere Verleihung eines Nobelpreises an Deutsche. Ossietzky wurde schwerkrank entlassen und starb an den Folgen des KZ-Aufenthaltes zwei Jahre später. Seine Texte sind nicht nur wegen ihrer literarischen Qualitäten, wie sie heute kaum noch in journalistischen Texten anzutreffen sind, äußerst lesenswert, sondern auch, weil die Gefahren für kritische Kommentatoren von Republik eher wieder zu als abnehmen. Nebenbei: auf von Ossietzky folgte nur noch ein einziger deutscher Friedensnobelpreisträger: Willy Brandt. Das war 1971. Verdammt lang her.
Walter Benjamin: Berliner Kindheit um neunzehnhundert. Fassung letzter Hand.
Noch ein Opfer der Nationalsozialisten. Walter Benjamin (1892-1940) hatte die hier vorliegende und erst in den 1980er Jahren wiederentdeckte Fassung seines populärsten Buches 1938 auf der Flucht in Paris überarbeitet und versteckt. „Märchenphotographien“ nannte sein Freund Theodor W. Adorno die nur kurzen Skizzen, die auf den ersten Blick nostalgische Verklärungen einer gutbürgerlichen, fast sorgenfreien Kindheit auf dem Höhepunkt des Wilhelminismus in Berlin zu sein scheinen. Auch der Stil scheint zu jenen Tagen zu passen, impressionistische Eindrücke, keine abstrakten Reflexionen. Doch man muss sich das Datum der Entstehung in Erinnerung rufen – und natürlich auch den Autor, der sicher nicht für unkritische Verklärung steht. Was Benjamin schildert, ist eine verlorene, ahnungslose, bereits im Kern infizierte Welt, die ihr Ende nicht kommen sieht und ihre Folgen nicht abschätzen kann. Das Leben und insbesondere die Menschen jener Tage waren 1938 längst dahin – und zwar oft auf grausame Art und Weise. In all dem Plüschigen und Prunkvollen steckte quasi schon im Voraus der Muff von tausend Jahren. Dem Berlin um 1933 fiel Walter Benjamin schließlich selbst zum Opfer, 1940 nahm er sich, bereits an der rettenden Grenze angelangt, in Frankreich das Leben.
Iwan Bunin: Der Sonnentempel.
Noch ein Nobelpreisträger, allerdings für Literatur. Iwan Bunin (1870-1953) war der erste russische Schriftsteller, der den Preis erhielt, recht spät, 1933. Geehrt wurde damit nicht die zeitgenössische sowjetische Avantgarde, sondern mit Bunin ein Autor, der sich dezidiert in der Tradition der großen russischen Erzähler Dostojewski und Tolstoi verstand – nicht nur deshalb war die Vergabe auch ein politisches Statement, Bunin hatte nach der Revolution seine Heimat verlassen und äußerte sich im Pariser Exil nicht unbedingt wohlwollend über die neuen Machthaber. Seine literarischen Reisebilder, die in „Der Sonnentempel“ gesammelt sind, verweisen auf beides. Direkt auf seine literarische Herkunft, seine Reportagen sind klassische Reiseberichte vor dem Hintergrund einer gutbürgerlichen Bildung aus seiner russischen Heimat, aber vor allem auch „exotischen“ Ländern wie Ceylon (Sri Lanka), Ägypten und Palästina. Die Schilderung der Reisen selbst – mit Schiff und Bahn – sind hierbei oft der spannendere Teil, wobei Bunin aber auch sonst einige sehr schöne Skizzen gelingen, etwa über „Die Rose von Jericho“. Indirekt wirkte sich die Revolution auf dieses Werk dahingehend aus, dass Bunin nach der Flucht kaum mehr Reisen unternahm; und so entstammen alle Texte des Buches der Zeit vor 1917.  
Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl.
Der Jugendbuchklassiker von Judith Kerr (geboren 1923) gehört gewissermaßen in die Reihe von Sem-Sandberg, von Ossietzky und Walter Benjamin. Kerr, Tochter des Schriftstellers und Theaterkritikers Alfred Kerr, erzählt darin die Erlebnisse ihres Flüchtlingsdaseins aus der Sicht eines jungen Mädchens – letztlich hat sie hierfür nur die Namen der Protagonist*innen geändert, der Text ist folglich auch ein Schlüsselroman, auch wenn er von den Jugendlichen nachvollziehbarer und im Einverständnis mit der Autorin so nicht gelesen werden wird. Alfred Kerr war gelungen, was von Ossietzky verwehrt war: scharfer Kritiker der Nazis, war er war kurz vor deren Machtübernahme in die Schweiz geflohen und hatte noch rechtzeitig seine Familie – Frau, Sohn und Tochter – aus dem Land geholt, bevor ihnen die Pässe angenommen werden konnte. Kurz darauf stürmten die Nazis ihr Berliner Wohnhaus und plünderten es – alles, was zurückgelassen werden müsste, ging verloren, auch das Plüschtier der Tochter, das rosa Kaninchen. Diese sah manches gar nicht so tragisch, ihre kindliche Naivität ließ sie die Flucht gerade anfangs als großes Abenteuer erleben. Solange die Familie noch zusammen war, erschien ihr vieles aufregend, ungewohnt und nur hin und wieder befremdlich, sei es in der Schweiz, dann in Paris und zuletzt in Großbritannien. Gleichwohl werden die Bedrängnisse des Flüchtlingsdaseins nicht verhehlt, das enge Zusammenleben mit ständigen Geldsorgen, auch die Nachrichten, die aus Deutschland kommen, dringen beängstigend bis zu den Kindern vor – so, etwa, dass auf den Vater ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Die kindliche Sicht der Dinge, die den Reiz des Buches ausmacht, nimmt – gerade in dem erwähnten Fall des Kopfgeldes – den Schrecken der Zeit nur oberflächlich ihre Schärfe, darunter ist für jede*n Leser*in das Bedrückende der Situation spürbar, plötzlich heimatlos und verfolgt zu sein.       
John Updike: Hasenherz.
Es ist erstaunlich, wie sehr John Updikes (1932-2009) Protagonist Harry Angstrom alias „Rabbit“ noch immer als eine Art liebenswerter Schlingel gesehen wird, was mehr aussagt über die meist männlichen Rezensenten als über die Figur selbst. Die Übersetzung wirkt oft reichlich holprig, aber der deutsche Titel „Hasenherz“ (im Original „Rabbit, Run“) charakterisiert ihn da schon wesentlich besser. Die klischeehafte Phrase von der Flucht aus dem kleinbürgerlichen Spießerleben darf nicht fehlen, zudem zitiert der Klappentext – wie immer ein äußerst fragwürdiger Ratgeber – Marcel Reich-Ranicki mit der unglaublich tiefgreifenden Einsicht, dass Updike über seine Figuren nie den Stab breche. Aber welche*r Autor*in von Format würde das schon tun? Schriftsteller*innen, die ihre Hauptfiguren offen verachten, schreiben selten gute Bücher. Nur zu offensichtlich wird hier der neutrale, minutiös akribische Stil Updikes fehlinterpretiert, was gute Literatur eben ausmacht, den Leser*innen das Denken überlasst. Angstrom verlässt aus einer Laune heraus seine hochschwangere Frau und den kleinen Sohn, lässt sich zwischenzeitlich mit einer Gelegenheitsprostituierten ein, die er ebenso abrupt wieder verlässt, als das seine Tochter geboren wird, nur um kurz darauf seine Frau nach einer Katastrophe – dem Tod des Kindes – erneut zu verlassen. Es ist richtig, dass Angstrom der Leere seines Daseins entfliehen möchte, seiner lethargischen, alkoholsüchtigen Frau, seinem mangelnden Auskommen durch diverse Jobs, vor allem aber, weil er seiner großen Zeit als bewunderter Basketballspieler an der Schule hinterhertrauert – also selbst ein Spießertraum, der Größe hinter etwas vermutet, was Tausende genauso geleistet haben. Doch sein Handeln ist ziellos, mehr Flucht aus der Verantwortung und vor allem getrieben von Gedankenlosigkeit. Letztlich bleibt Harry Angstrom ein Egoist, der das eigene Wohl so tief unbewusst verinnerlicht hat, dass ihm nicht einmal mehr auffällt wie sehr er die Menschen seiner Umgebung verletzt, wie sehr er in den entscheidenden Momenten das Falsche wählt. Die Schicksale anderer sind ihm hierbei egal, insbesondere das der Frauen um ihn, die er ständig taxiert, und von denen er annimmt, sie müssten sich automatisch seinem Willen fügen. Wird es kompliziert, läuft der Hase davon. Berühmt wurde „Hasenherz“ als Skandalroman aufgrund expliziter Sexszenen, als Portrait eines bestimmten Menschen- bzw. Männertypus hat er nichts an Gültigkeit verloren.          
Victor Hugo: L’Année terrible.
Der berühmte Band versammelt die Gedichte des noch viel berühmteren Victor Hugo (1802-1885) aus dem „schrecklichen Jahr“, genauer dem August 1870 bis zum Juli 1871. Dazwischen lagen die für Hugo und ganz Frankreich umwälzenden Monate, die er mit seiner Lyrik kommentierte, und die den durch Preußen aufgezwungenen Krieg Frankreichs, die Niederlage bei Sedan mit anschließendem Sturz Napoleons III. und Ausrufung der Republik, die monatelange Belagerung von Paris, die kurzlebigen Commune und dden anschließenden Einmarsch der regulären französischen Truppen mit einem Massaker an den Communemitgliedern mit sich brachten. Der überzeugte Republikaner Hugo, seit dem Staatstreich Napoleons III. 1851 im Exil, kehrte mit der Revolution nach Paris zurück, erlebte die Aushungerung und Bombardierung durch die Preußen, war ein stetiger Kritiker der ihm zu laschen neuen Regierung und verließ, inzwischen gewähltes Mitglied der Nationalversammlung, kurz nach Ausrufung der Commune erneut Frankreich Richtung belgisches, dann luxemburgisches Exil. „L’Année terrible“ ist der leidenschaftliche Band eines Augenzeugen, mal polemisch, mal versöhnlich, mal anklagend, mal verzweifelt, mal das große Ganze beschwörend, mal eine kleine Skizze aus den Alltag der Belagerten wiedergebend. Das Dokument eines ruhelosen Kämpfers.                                         




Donnerstag, 6. Dezember 2018

Das neue Buch: 50x Franken. Eine spannende Zeitreise durch die Landesgeschichte.

 
Stammte der erste Franke aus Hartmannshof? Warum wurde der Archaeopteryx Brite? Welche Schriftsteller haben den fränkischen Tourismus erfunden? Wer meuchelte den heiligen Kilian in Würzburg? Welches wichtige städtische Amt versah der Nürnberger "Würstlein"? Wie zerstörte das fränkische Wetter das größte Bauprojekt Karls des Großen? Und warum liefen so viele Franken und Fränkinnen einem Widerling wie Julius Streicher hinterher?  
 
Soviele Fragen...Antworten auf diese und noch viel mehr bietet "50x Franken" als Reise durch die Fränkische Geschichte in fünfzig Kapiteln von den Dinosauriern, die sich hier tummelten, bis zur noch gar nicht so lange vergangenen "Putschnacht von Kreuth", die kurzzeitig einen Franken an die Spitze der bayerischen Landesregierung brachte (nicht der erste, auch wenn so manche*r das noch immer glaubt). Königsmörder, kriegerische Bischöfe, wilde Markgrafen, menschliche und technische Berühmtheiten von Kaspar Hauser bis zum Adler, der ersten Eisenbahn Deutschlands, der glorreiche 1. FCN und die Spitzenkräfte der fränkischen Kunst von Wolfram von Eschenbach bis Albrecht Dürer, von Lucas Cranach bis Tilman Riemenschneider geben sich ein Stelldichein zwischen Odenwald und Fichtelgebirge, zwischen dem Henneberger Land in Thüringen und dem Hohenlohischen in Baden-Württemberg.   
Benedikt Grimmler: 50x Franken. Eine spannende Zeitreise durch die Landesgeschichte. München: J.Berg: 2018.    
 
Zu finden wie immer in der Buchhandlung Eures Vertrauens, Online oder direkt hier beim Verlag.
 

 

Freitag, 30. November 2018

Aufruf zur Mithilfe: Rettet den FF USV Jena!

Vor kurzem wurde öffentlich bekannt, dass der FF USV Jena, der Traditionsverein des thüringischen Frauenfußballs schlechthin, vor finanziellen Problemen steht, die den Fortbestand des gesamten Vereins existentiell bedrohen. Dabei geht es um einen Betrag, der für den Herrenfußball unter "Peanuts" fiele, für einen Verein wie den FF USV Jena jedoch nur unter großen Mühen aufzubringen ist - weshalb jede Unterstützung gebraucht werden kann!
Ohne lange herumzureden, geht es nun darum, Gelder für den Fortbestand des Vereins zu sammeln, weshalb sich die Fans des USV einiges haben einfallen lassen. Es ist selbstverständlich, dass ich ihre Bemühungen unterstütze, als Freund des Frauenfußballs allgemein, aber auch insbesondere, weil ich mich dem USV freundschaftlich verbunden fühle und man auch nicht vergessen sollte, welchen Einschnitt solch eine Auflösung für die vielen Spielerinnen und Mitarbeiter*innen des Vereins sowie die zahlreichen engagierten Fans bedeutet.
Hier der Aufruf der USV-Fans:

"Ihr habt es gelesen - unser geliebter FF USV Jena steckt in einer extrem schwierigen finanziellen Situation. Wir Fans waren in der Vergangenheit für unseren Verein da und sind es nun erst recht! Gemeinsam wollen wir unseren Club retten und dafür sammeln, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann und der traditionelle Frauenfußballstandort Jena nicht stirbt.

Unser weit über Thüringens Grenzen hinaus bekanntes Nachwuchsleistungszentrum hat schon viele Bundesligaspiel...erinnen hervorgebracht. Aktuell sind in unseren Mannschaften zehn deutsche Juniorennationalspielerinnen am Ball. Ohne ein Fortbestehen des Standorts Jena stünden unsere Talente von heute auf morgen ohne Perspektive da. Die Internatsplätze fielen weg, die Spielerinnen müssten die Schule wechseln, innerhalb Thüringens gibt es keine vergleichbaren Alternativen.

Nicht zuletzt stand der FF USV Jena über zehn Jahre in der Allianz Frauen-Bundesliga für etwas Einzigartiges, etwas Familiäres: wir Fans unterstützten unsere Spielerinnen von Hamburg bis Freiburg, von Rotterdam bis Larnaca und sorgten dabei immer für eine besondere Atmosphäre.

Um die benötigten Gelder zum Erhalt unserer großen Leidenschaft zusammenzutrommeln, haben wir eine Spendenaktion unter https://www.gofundme.com/rette-uns-wer-kann gestartet. Die Zeit rennt!
Wenn auch ihr uns unterstützen möchtet, dann verbreitet unsere Fundraising-Kampagne oder spendet selbst! Jeder Beitrag zählt!
Wichtig ist, dass wir eine möglichst große Reichweite erzielen, also TEILEN, TEILEN, TEILEN!
Vielen Dank!

#RetteUnsWerKann #USV #BuWeLl "


Unter dem hier noch einmal wiederholten Link findet Ihr noch mehr zu der Aktion, aber auch zur Bedeutung des USV für Jena, Thüringen und den deutschen Frauenfußball. Jede noch so kleine Hilfe ist schon von Bedeutung - helft also mit und rettet den FF USV Jena! Danke!

 

Donnerstag, 29. November 2018

Das Zitat zum Donnerstag.

 
 
 "Handeln ohne Wissen ist eine Unvorsichtigkeit, Wissen, ohne zu handeln, ist Feigheit."
 
Dominique Pire OP, Friedensnobelpreisträger 1958
 
 
 
 

Dienstag, 20. November 2018

Suhrkamps Romane des Jahrhunderts (7) - Hermann Hesse: Narziß und Goldmund.


Hermann Hesse: Narziß und Goldmund. st 2640

 

Einen Roman von Thomas Bernhard oder von Peter Handke anhand des ersten Satzes zu identifizieren, fällt nicht schwer. Auch Hermann Hesse (1877-1962) fällt in diese Kategorie der sprachlichen Eindeutigkeit. Und wäre eben jener erste Satz von Narziß und Goldmund nicht ohnehin gut zwanzig Zeilen lang, man wüsste trotzdem, wer ihn verfasst hat. Wortwahl, Bilderwelten und Inhalt könnten nicht typischer sein. Selbst die gleich zu Beginn angedeutete Thematik verweist auf die oft bei Hesse verhandelten inneren Auseinandersetzungen, erinnern an das bereits vorgestellte Glasperlenspiel, jedoch in zeitlicher Umkehrung, denn Narziß und Goldmund ist vorher – 1930 – entstanden. Gleich zu Beginn wird ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens (7), vor dem mittelalterlichen Kloster Mariabronn beschrieben, fremd und zärtlich ließ der schöne Baum seine Krone überm Eingang zum Kloster wehen, ein zartgesinnter und fröstelnder Gast aus einer anderen Zone, verwandt in geheimer Verwandtschaft mit den schlanken sandsteinernen Doppelsäulchen des Portals und dem steinernen Schmuckwerk der Fensterbogen, Gesimse und Pfeiler, geliebt von den Welschen und Lateinern, von den Einheimischen als Fremdling begafft (7). Adjektive, Diminutive, der Konflikt zwischen Natur und Kultur, zwischen Nahem, Vertrauten und Exotischem, faszinierend Fremden – Hesse in Reinform, auch in der Art, diese Gegensätze scheinbar herauszustellen, nur um anschließend ihre vermeintliche Unvereinbarkeit aufzulösen.

Solcherlei Ambivalenzen bestimmen den Roman – der sich, noch eine Art Diminutiv, bescheiden Erzählung nennt – wie das Klosterleben jener Tage, wo des Volkes Glaube gepflegt, des Volkes Glaube belächelt wurde. Gelehrsamkeit und Frömmigkeit, Einfalt und Verschlagenheit, Weisheit der Evangelien und Weisheit der Griechen, weiße und schwarze Magie, von allem gedieh hier etwas, für alles war Raum; es war Raum für Einsiedelei und Bußübung ebenso wie für Geselligkeit und Wohlleben (8). Solcherlei Dualismen, im Freiraum des Konventes auslebbar, spiegeln schon die titelgebenden Namen wieder: das Kind Goldmund, vom Vater zur Erziehung und für künftige geistliche Laufbahn in die Klosterschule gegeben, und Narziß, der ebenfalls noch sehr junge, doch hochbegabte Novize, der dort bereits als Lehrer unterrichtet. Hesses Namenswahl ist paradox: der zwar hochmütige, doch fast seherisch empathische Narziß ist eben kein selbstverliebter Jüngling, sondern ein introvertierter, zu sich selbst streng seiender Gelehrter, dem der Zugang zu den Mitmenschen weitaus schwerer fällt als zu seinen Büchern und Theorien. Goldmund dagegen ist nicht der kluge Redner, sondern ein Schwärmer (13), wie ihn Narziß tadelt, seine Verführungskraft liegt nicht in seiner Sprache, sondern seinem Körper und später in seinem künstlerischen Schaffen. Beide sind Außenseiter im Kloster, doch aus verschiedenen Gründen, könnten sie doch selbst kaum verschiedener sein. Narziß ist sich über seinen Weg im Klaren – und er wird in konsequent und erfolgreich voranschreiten – Goldmund irrt umher, wie Narziß ein Denker und Zergliederer, so schien Goldmund ein Träumer und eine kindliche Seele zu sein. Aber die Gegensätze überspannte ein Gemeinsames: beide waren sie vornehme Menschen, beide waren sie durch sichtbare Gaben und Zeichen vor den andern ausgezeichnet, und beide hatten sie vom Schicksal eine besondere Mahnung bekommen (21), Narziß sah Goldmunds Natur, die er trotz ihres Gegensatzes innigst verstand; denn sie war die andere, die verlorene Hälfte seiner eigenen (35).

Sie ziehen sich an und doch bleibt eine Distanz, da Goldmund das Wesen der ihm dargebotenen Freundschaft nicht erfasst, erst als ihn Narziß auf sein Geheimnis – Goldmunds vom Vater verstoßene Mutter (vgl. S. 61) – aufmerksam macht, erkennt dieser seine Ungeeignetheit für das Kloster und bricht spontan mit all seinen Gewohnheiten. Er folgt einer Frau, die ihn verführt und gleich wieder verlässt, er folgt der Sehnsucht (nach) seiner Mutter und beginnt ein Wanderleben als Vagabund. In der Natur geht er der – seiner – Natur nach, auf den Spuren der Unbekannten, der freien Ungebundenen, deren Vision ihm hin und wieder erscheint. Er wird ein Frauenverführer ohnegleichen, was ihm viel Genuss und Verdruss einbringen wird und die Erkenntnis, dass Schmerz und Lust einander ähnlich sein konnten wie Geschwister (137). Goldmund ist unstet, zwischenzeitliche gute Stellungen, als Schreiber auf einer Burg, als Lehrling in einer Bildhauerwerkstatt, setzt er oft leichtfertig aufs Spiel, es hält ihn nicht lange an einem Ort, es drängt ihn weiter, er ist nicht frei von rücksichtslosem Egoismus – viel mehr ein Narziß als Narziß  – dabei ist das Landfahrerdasein kein Zuckerschlecken, oft plagt ihn der Hunger, zweimal mordet er, durchstreift ein von der Pest verwüstetes, mit Toten übersätes Land, gleichzeitig fasziniert und gefährdet, er sucht Grenzsituationen, nichts genügt ihm, um es – das vollendete Kunstwerk – machen zu können, muß ich noch viel erfahren und erleben (190).

Doch Goldmund entkommt dem Dilemma seiner Lebensweise nicht: Von diesem Leben, diesen Wanderungen, von all diesen Jahren seit seinem Auszug in die Welt war bis heute wenig Frucht geblieben (258), es gibt keine Balance zwischen Flüchtigkeit und Dauerhaftigkeit, zwischen freiem Sinnenerleben – Natur – und trockenem Dienst des Unvergänglichen (258) – Kultur. Goldmund kann sich weder zu dem Einen noch zu dem Anderen vollends durchringen, ohnehin scheint ihm die Wahl bald abgenommen, als ihn ein weiteres Liebesabenteuer fast an den Galgen bringt, vor dem ihn ein Geistlicher rettet, ein zufällig anwesender Abt, natürlich Narziß, nun Johannes – wie Chrysostomus, Goldmunds Namenspatron. Narziß bietet seinem alten Freund Asyl im Kloster und tatsächlich scheint sich eine innere Versöhnung der beiden Wesen Goldmunds dort zu vollziehen: als freier, unabhängig vom Klosterleben arbeitender, aber von der dortigen Abgeschiedenheit und Ruhe profitierender Künstler, attestiert ihm Narziß, auf dem Weg durch die Sinne, das Geheimnis des Seins ebenso tief zu erfassen und viel lebendiger ausdrücken, als die meisten Denker es können (305). In Narziß’ späterem Fazit scheint die für Hesses Schaffen und den – nicht nur – damaligen Zeitgeist latente Intellektuellenskepsis durch, wenn er ein Goldmundleben menschlicher und tapferer empfindet als das bequeme Gelehrtenleben im schönen Gedankegarten voll Harmonie (313). Doch ist diese vermeintliche Abschlussbetrachtung wesentlich unklarer, als die oberflächliche Lesart es haben möchte: denn Goldmund, noch immer voll Unrast, verlässt das Kloster wieder. Was wie ein erneuter Aufbruch in die Freiheit wirkt, ist ein vollendetes Scheitern, schon nach wenigen Stunden, noch in Reichweite des Klosters, versagt Goldmunds einstige Verführungskraft, schließlich fällt er vom Pferd, verletzt sich und kommt, zufällig aufgefunden, nur noch als verwirrter, sterbenskranker Mann zurück ins Kloster. In seinen Fiebervisionen aber sieht er sich trotzdem am Ziel angelangt: der Wiedervereinigung mit seiner Mutter. Mehrere Zyklen schließen sich. Zurück bleibt Narziß an seinem Bett, Tag und Nacht, und sah zu, wie er erlosch. Goldmunds letzte Worte brannten in seinem Herzen wie Feuer (328).   
 
Vorgänger Teil (6): Hermann Broch - Die Schlafwandler
                                                                

Dienstag, 13. November 2018

Lektüremonat Oktober 2018.


Helmut Eisendle (Hg.): Triest – Die Stadt zwischen drei Welten.

Aus der Anthologie, zusammengestellt vom österreichischen Schriftsteller Helmut Eisendle (1939-2003), der selbst einige Jahre in der Stadt gelebt hatte, haben wir bereits Milo Dor kurz zitiert. Die drei Welten, die hauptsächlich italienische Bevölkerung der Stadt, das vorwiegend slawisch-slowenische Umland und die jahrhundertelange Zugehörigkeit zur österreichischen Donaumonarchie, der Triest einst den Aufstieg zu einer der wichtigsten Hafenstädte Europas verdankte, haben neben der Grenz- und Randlage die Geschichte mit viel Auf und Ab, Einwohner*innen und naturgemäß die Literatur geprägt. Örtliche Größen,


 
deren Ruhm kaum über die Region hinausging, Autor*innen, die jeweils im Land ihrer Sprache Berühmtheiten, darüber hinaus jedoch kaum bekannt sind, aber letztlich auch internationale Beiträger zur Weltliteratur aus Triest wie Italo Svevo – von dem auch in dieser Anthologie die besten Texte stammen – oder James Joyce, der als Sprachlehrer hier die Grundlage für so gut wie alle seine Bücher legte, sie alle sind mit Triest verbunden und dementsprechend in der Sammlung vertreten. Wie in allen Anthologien finden sich Perlen neben Durchschnittlichem, Altbekanntes neben Entdeckungen, Kleinräumiges neben Weltweisendem, wie es schließlich besonders gut zu einer Stadtbeschreibung mit viel Fassaden und Facetten passt, die mal für Weltläufigkeit, mal für abgeschiedenen Niedergang stand und stets auch dank ihrer inneren Rivalitäten und Widersprüchlichkeiten Interessantes hervorgebracht hat. 
 

Aleksandar Tisma: Die Schule der Gottlosigkeit.

Vier Erzählungen des serbischen Schriftstellers (1924-2003), die alle mit der Erfahrung des 2. Weltkrieges zusammenhängen. In den beiden Geschichten „Schneck“ und „Die Wohnung“ sind es die Wirkungen der Kriegserlebnisse auf die unmittelbare Gegenwart der Protagonisten, in „Die schlimmste Nacht“ und „Die Schule der Gottlosigkeit“ sind wir einmal Augenzeugen eines Opfers, einmal eines Täters. „Die schlimmste Nacht“ ist die Nacht vor der Gewissheit des jüdischen Familienvaters, mitsamt Frau und Tochter am nächsten Morgen von der deutschen Besatzungsmacht ins KZ abtransportiert zu werden. Was sind die Optionen? Widerstand, Flucht, Selbstmord…? Noch bevor er sich zu einem Entschluss durchringen kann, wird es Tag. Ist diese Erzählung schon hart genug, dann gehört die Titelgeschichte sicher mit zum verstörendsten, was die Weltliteratur zu bieten hat. In nüchterner Sprache und aus der Perspektive des noch jungen Folterers lässt uns Tisma teilhaben an dem brutalen Verhör eines Mannes durch die ungarische Geheimpolizei des faschistischen Regimes. Dabei verfällt Tisma nicht in irgendwelche voyeuristischen Grausamkeiten oder das Abdriften in Splatter, sondern schildert die Vorgänge in so eindrücklicher Brutalität, dass es schwerfällt, das Buch nicht beiseitezulegen. Der junge Folterer ist Unmensch und Mensch zugleich, unsicher, abgelenkt von seinem Sohn, der schwerkrank zuhause liegt und um den er sich sorgt. Doch gerade dies und der Druck, sich vor Kollegen und Vorgesetzten zu bewähren, führt nur zu einer verstärkten Wut auf sein Opfer, über das wir wenig erfahren, außer dass es, bereits schwer misshandelt, schweigt. Obwohl es nicht mehr nötig ist – ein Mitgefangener hat inzwischen gestanden – kann sich der Folterer nicht von seinem Opfer lösen, eine Art sexueller Faszination, aber auch eine verquere Identifikation mit dem Sohn lassen ihn jegliches Maß verlieren und wie im Rausch den Wehrlosen qualvoll töten. Doch Tisma geht weiter – nicht nur ist dieser Tod sinnlos, es gibt für den Leser und die Leserin keinen Trost. Selbst der Folterer glaubt, zur Sühne für seine Untat würde nun wohl sein Kind sterben müssen – in einer Art perversem Ausgleich. Doch ein Anruf zuhause versichert ihm, dass es dem Sohn sogar besser geht. Der Folterer ist erleichtert: es gibt keinen Gott, keine höhere Gerechtigkeit. Und was macht der Text mit uns? Eine Geschichte von unglaublicher Wirkung, schwer zu ertragen, abgrundtiefe Literatur auf seltener Höhe!  
 

David Vann: Dreck.

Der 22jährige Galen lebt noch immer bei seiner alleinerziehenden Mutter auf einer einsamen Walnussfarm irgendwo in der amerikanische Provinz, ziellos und sich von ihr aushalten lassend, was ihn nicht hindert, sie zu verachten und mies zu behandeln. Nicht angenehmer ist der Umgang mit dem Rest der Familie, der dementen Großmutter, seiner zynischen Tante mit ihrer nymphomanischen 17jährigen Tochter, auf die der sexuell frustrierte Galen scharf ist – und die ihn benutzt und gewähren lässt. Dies liest man so vor sich hin und fragt sich, warum man sich mit diesen unsympathischen Charakteren, die sich in einem fort streiten, beschäftigen soll. Der Kniff des Erzählers ist, nach gut 150 eine Extremsituation heraufzubeschwören, in der klar wird, dass Galen, dessen Perspektive wir einnehmen, nicht nur einen Spleen hat – er ist leidenschaftlicher Esoteriker, der sich ständig in Meditationen und Visionen hineinsteigert –, sondern ein ausgewachsener Psychopath ist, der nun daran geht, seine Mutter, die ihn ins Gefängnis bringen will, quälend langsam zu ermorden. Das kann man für literarisch raffiniert halten, aber sei es aufgrund von persönlichen Vorlieben oder auch der vorherigen Lektüre von Tismas Texten, so recht Gefallen mag sich an der Inszenierung von Brutalität zu Unterhaltungszwecken nicht einstellen. Und mehr ist es auch nicht, weder wird sprachlich brilliert, noch geht das Ganze allzu sehr in die Tiefe. Dass esoterische Selbstsuche und Ichversunkenheit Egozentriker und nicht unbedingt Mitmenschlichkeit hervorbringen, ist keine welterschütternde Neuigkeit.  David Vann (geboren 1966) ist mit seinen Romanen sehr erfolgreich – in Deutschland wird er immerhin bei Suhrkamp verlegt – es wird ihm also egal sein, dass wir von diesem Erfolg wenig halten.  


Andrew Sean Greer: Die Nacht des Lichts.

Am Ende seines Romans dankt Andrew Sean Greer (geboren 1970) unter anderem einem Freund, der ihm die Idee zum Titel überließ. Man denkt sich dann ein bisschen, „naja, so mördermäßig toll ist der Titel nicht“, nur um dann festzustellen, dass das Buch im Original durchaus originell  „The Path of Minor Planets“ heißt, während man, warum auch immer, offenbar glaubte, für die deutsche Übersetzung auf das biedere Pseudoparadoxon zurückgreifen zu müssen. Nun ist es ja stets wohlfeil, sich über misslungene deutsche Titel aufzuregen – es gibt zahlreiche hervorragende Gegenbeispiele – aber in diesem Falle hat das Original einfach den Vorteil, dass es wesentlich besser gepasst hätte, denn es geht vordergründig um einen gut alle sechs bzw. zwölf Jahre wiederkehrenden Meteoriten, zu dem der einstige Entdecker einen Freundes- und Kollegenkreis einlädt, um eben jenes Ereignis der Rückkehr des kleinen Himmelskörpers und der weitesten Entfernung zu feiern. Die eigentlichen kleinen Planeten, um die sich alles dreht, sind die Personen, die dann wieder auf der Insel versammelt sind, wo der Komet am besten zu beobachten ist – und es ist der Pfad von deren Leben, den wir verfolgen. Greer verwebt die verschiedenen Lebensläufe gekonnt, unspektakulär und doch spannend, dieses und jenes klärt sich in Nebensätzen erst Jahre oder Jahrzehnte auf, manche Zusammenhänge werden einem erst klar, dann aber als falsch entlarvt. Und wie bei dem Kometen stellt sich für die Teilnehmer stets von Neuem die Frage, ob er wiederkommt oder ausbleiben wird, so wie der Kreis der Beobachter letztlich kleiner wird und mancher auf immer verschwindet. Ein kluges, ein gutes Buch.     
 

Régis Debray: Der Einzelgänger. 

Ein autobiographischer Roman von Régis Debray (geboren 1940) – der, nebenbei, im Original „L’Invisible“ heißt, womit nun jede*r selbst über den deutschen Titel urteilen möge – verspricht viel: Debray war nicht nur Wegbegleiter Chè Guevaras, dafür im Gefängnis inhaftiert, guter Bekannter der ersten RAF-Führung, Berater von Salvador Allende und später Francois Mitterand, nebenbei begründete er mit der Mediologie einen eigenen Wissenschaftszweig und schrieb nicht wenige sehr einflussreiche theoretische, journalistische und eben auch literarische Werke. „Der Einzelgänger“, 1975 auf Französisch, 1979 auf Deutsch erschienen, behandelt die Probleme des Guerillakampfes aus der Innensicht der Gruppen, geschildert von einem Schweizer Sympathisanten, der sich auf deren Seite engagiert. Das ist auch mehr oder weniger die Handlung, sofern man von einer solchen überhaupt reden möchte. Ein paar wenige Aktionen und etwas Liebesgeplänkel geben lediglich den Hintergrund ab für seitenlange Gespräche und Reflexionen über das Versagen des Guerillakampfes und die daran Schuldtragenden. Kann sein, dass man so etwas Mitte der Siebziger Jahre begierig verschlungen hat, für eine*n heutige*n Leser*in gilt: Debrays Roman ist wie das Fleisch der Affen, das die Guerilleros im Dschungel aus der Not heraus essen: sehr zäh.  
 

René Barjavel: Ravage.

René Barjavel (1911-1985) gilt als der Urvater und sein 1943 erstmals erschienenes Buch „Ravage“ („Verwüstung“) als der Gründungsroman der französischen Science-Fiction. Liest man den ersten Abschnitt von vieren, könnte man glauben, man befinde sich inmitten einer klassischen Liebesintrige vor futuristischem Hintergrund: ein junges Mädchen wird vom einflussreichen Medienmogul als zukünftiger Star ausgemacht; als der Nachbarsjunge Francois Deschamps aus dem Dorf ebenfalls in Paris auftaucht, setzt der mächtige Konkurrent alle seine Möglichkeiten erfolgreich in Bewegung, um dessen Start in der Großstadt scheitern zu lassen. Dies alles vor dem Hintergrund der 2050er Jahre, wobei der Roman hier wie viele frühe Werke der SF etwas daran krankt, zuviel an Erstaunlichem beschreiben zu wollen und darüber die Handlung zu vernachlässigen. Ab dem zweiten Abschnitt ändert sich dies jedoch, wie überhaupt der ganze Roman einen Umschwung erfährt. Südamerika erklärt Nordamerika den Krieg und kurz darauf wird Paris – und, wie sich herausstellt, das gesamte Land – von einem Stromausfall betroffen. Fatal für eine Gesellschaft, die völlig von der Elektrizität abhängig ist. Was so fortschrittlich erschien, wendet sich nun gegen die Menschen: ohne Strom funktioniert rein gar nichts mehr, es gibt kein Wasser mehr, keine Medizin, kein irgendwas. Alle Transportfahrzeuge, die sich inzwischen in der Luft bewegen, stürzen ab, die eingefrorenen Toten tauen auf und verursachen Krankheiten, der nutzlose Technikmüll in den Straßen verursacht Brände. Barjavel zeichnet mehr und mehr ein Horrorszenario, das der New-Wave-SF der 60er Jahre in nichts nachsteht, insbesondere, da sich nun die Menschen auf der Suche nach Nahrung bald gegenseitig in die Haare geraten. Nicht genug, lässt Barjavel schließlich erst Paris, dann das gesamte Land in einem riesigen Feuerbrand untergehen. Eine kleine Gruppe um das Mädchen und verschiedene Überlebende unter Führung Francois Deschamps‘ suchen den mühsamen Fluchtweg Richtung Süden ins Gebirge. Dabei werden sie dezimiert und auf primitive Praktiken zurückgeworfen – auch was das Ausschalten der Konkurrenz angeht. Am Ende gelingt es der kleinen Anzahl, eine neue Gemeinschaft in einem Bergtal zu gründen, doch die Sehnsucht der Menschen, sich das Leben durch Technik zu erleichtern, ist trotz der katastrophalen Folgen nicht ausgestorben. Das letzte Kapitel ist etwas stark vom Zeitgeist abhängig ein Lob des Tatmenschen Francois, schon vorher eine nicht unproblematische Figur. Insgesamt jedoch besonders im Mittelteil ein furioses Werk, das bis heute als eines der besten französischen Science-Fiction-Romane gilt. 

Edzard Schaper: Der letzte Advent.

Edzard Schaper (1908-1984) war ein in der Frühzeit der Bundesrepublik äußerst erfolgreicher, heute etwas in Vergessenheit geratener Autor, was wohl daran liegt, dass er sich gerne Themen um religiöse Grundfragen widmete. Dies gilt auch für „Der letzte Advent“, ursprünglich 1949 erschienen, der Geschichte eines orthodoxen Priesters, der, nachdem beim Einsturz seiner baufälligen Kirche in Estland neben weiteren Gemeindemitgliedern sein direkt neben ihm stehender Kollege erschlagen, er aber verschont wurde, in eine tiefe Sinnkrise gerät. Er zieht sich in ein Kloster zurück, doch der Abt dort beauftragt ihn, sich heimlich in die stalinistische Sowjetunion zu begeben, um dort die versreuten und unterdrückten Christen zu betreuen. Dies geht nicht lange gut, die kleine Gemeinde wird aufgespürt und gerät in die Verhörkeller der Sowjets. Hat man sich an die leicht, aber nicht übertrieben pathetische Sprache gewöhnt, entwickelt der Text nach einiger Zeit durchaus seinen eigenen Sog, der von den diversen Gewissenskonflikten der Figuren lebt – schließlich werden hier zeitlos gültige Fragen verhandelt. Noch spannender ist nur das Leben Schapers selbst, eines Schulabbrechers, der sich mit diversen Berufen in verschiedenen Ländern durchschlug, bis er ab den 1930er Jahren quasi auf der Dauerflucht vor den politischen Verhältnissen war, es sogar zu der damals nicht gerade hilfreichen Ehre brachte, in Abwesenheit sowohl von der Sowjetunion als auch von den Nazis zum Tode verurteilt zu werden, der für Finnland spionierte und kämpfte, um dann doch noch ein angesehener Schriftsteller zu werden. Es wird sich folglich auch lohnen, eine Biographie über ihn zu lesen.      

Dienstag, 23. Oktober 2018

Das Zitat zum Klogang.

 
 
"Today, the degradation of the inner life is symbolized by the fact that the only place sacred from intrusion is the private toilet."
 
 
Lewis Mumford, The City in History.
   
 

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Lektüremonat September 2018.

 

Henri Troyat: La Barynia.

Das nachnapoleonische Russland Zar Alexanders. Der Landadelige Michel Borissovitch Ozareff reist zur Geburt seines Enkels nach Sankt Petersburg, doch als er dort ankommt, ist das Kind bereits tot. Sein Sohn Nicolas und dessen junge, vom alten Patriarchen Ozareff verachtete Frau Sophie, eine Französin, kehren mit ihm aufs Land zurück. Dort entwickelt sich alles anders als gedacht: Sophie langweilt sich keineswegs, sondern sorgt sich um die leibeigenen Bauern, betreut ihre unglückliche Schwägerin Marie und freundet sich mit ihrem Schwiegervater an, der sie heimlich allzusehr bewundert und ihr keinen Wunsch abschlagen kann. Nicolas gelingt es dagegen nicht, eine revolutionäre Zelle aufzubauen, stattdessen geht er, eher gedankenlos, erst ein Verhältnis mit der benachbarten Gutsherrin, später bei einem Besuch in Sankt Petersburg mit einer Polin ein. Die Schicksalsknoten verwickeln sich, doch werden sie am Ende nicht aufgelöst – der Roman Troyats (1911-2007), eines Exilrussen, ist der zweite Teil eines fünftbändigen Zyklus, und so schließt „La Barynia“, zu deutsch in etwa „Die Herrin“, bezogen auf Sophie, recht tragisch mit dem Selbstmord der unglücklichen Schwägerin Marie und deren zurückgelassenem Kind, das Sophie gegen den Willen ihres Schwiegervaters bei sich aufnimmt, während der von beiden nach der Aufdeckung seiner Affäre mit der Nachbarin verstoßene Nicolas in Sankt Petersburg von all dem noch nichts ahnt. To be continued…      
 
Jeannette Lander: Ein Sommer in der Woche der Itke K.

Autobiographisches berichtet die letztes Jahr verstorbene deutsch-amerikanische Schriftstellerin mit jüdischen Wurzeln Jeannette Lander (1931-2017) in ihrem experimentellen Roman mit dem verwirrenden Titel, der Leserin und Leser schon darauf vorbereitet, dass er es sich bei der Lektüre nicht wird bequem machen können. Dies gilt nicht nur formal – der Text ist sprachlich artistisch, deshalb aber auch recht anstrengend –, sondern auch inhaltlich. Itke, die junge Tochter eines jüdischen Krämers lebt unter doppelten Außenseitern: Juden und Afroamerikanern, den Hauptkunden des väterlichen Ladens, dies in einem Viertel Atlantas im rassistischen US-amerikanischen Süden der 1940er Jahre. Die Afroamerikaner werden als Kanonenfutter im Krieg gegen Hitler gebraucht, der wiederum der Befreiung der Juden dient. Zu größerer Akzeptanz beider Gruppen führt dies in der weißen Bevölkerung nicht, wie die latente Gewalt ihnen gegenüber zeigt. Trotzdem führt die neue Rolle des Gebrauchtwerdens als Soldaten zumindest bei den jungen Afroamerikanern zu einem erwachenden Selbstbewusstsein. Dass der Weg zur Emanzipation noch sehr weit ist, zeigt allerdings der Schluss dieses Sommers in der Woche der Itke K.  

Antonia S. Byatt: Besessen.

Alles an dem Roman der britischen Schriftstellerin Antonia S. Byatt (geboren 1936) scheint ein bisschen zuviel zu sein: der Titel – etwas zu reißerisch. Der Umfang – ein paar Seiten mehr als ihm gut tut. Der Plot, mehrere Literaturwissenschaftler sind in hartem Konkurrenzkampf auf der Suche nach dem Geheimnis zweier Schriftsteller des 19. Jahrhunderts – spannend und teils amüsant, aber zugleich teils so speziell, etwa in den satirischen Schilderungen der Forschungsströmungen an den Unis der 1980er Jahre, dass daran wohl auch nur Literaturwissenschaftler*innen ihre Freude haben können (oder auch nicht). Die Einfühlung in die Literatur des Viktorianismus – gelungen, leider teils so sehr, dass deren Langeweile und gelehrte Langatmigkeit gleich wieder mit eintritt. Gleichwohl: Besessen wurde ein – mit Gwyneth Paltrow noch dazu verfilmter – Bestseller. Stellenweise liest er sich großartig, manchmal verspürt man die große Lust, gleich mehrere Seiten zu überblättern. Am Ende bleibt die nie zu beantwortende Frage, wie ein Bucherfolg zustande kommt, die Leser*innen bleiben das unbekannte Wesen schlechthin…  

 

Otto Flake: Hortense oder die Rückkehr nach Baden-Baden.

Otto Flake (1880-1963) ist, um daran keinen Zweifel aufkommen zu lassen, ein sehr guter und von vielen seiner zeitgenössischen Kolleg*innen hochgeschätzter Schriftsteller – und da er seine großen Tage während der Weimarer Republik hatte, sind das nicht die schlechtesten Kritiker*innen. Es gibt sehr viel noch immer Lesenswerte von ihm. Leider gehört „Hortense“ nicht dazu. Der Roman über eine selbständige Frau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ihre vielen Verehrer in der besseren Gesellschaft, die so gut wie alle nach und nach – ohne ihr direktes Zutun – sterben, möchte eine Art Fontane’sches Frauenportrait sein, ohne ein Fontane zu sein. Die Mittel der Neuen Sachlichkeit mit ihrem nüchternen Berichtstil – den Flake hervorragend beherrscht – passen nicht zu den gefühlsseligen Dialogen der Protagonisten, die sprachlich bis ans Peinliche heranreichen. Während die für den bekennenden Mittler zwischen Deutschland und Frankreich Otto Flake äußerst seltsame Bismarckverehrung wohl eher dem Zeitgeist geschuldet ist (das Buch erschien 1933), fragen sich auch der heutige Leser und die heutige Leserin, was eigentlich so interessant sein soll am Leben dieser Hortense bei den Schönen und Reichen jener Tage? Nun – wenig bis nichts.  

Ernst Weiß: Georg Letham – Arzt und Mörder.

Der Autor dieser Zeilen gibt es unumwunden zu, schon seit frühesten Jugendtagen ist Ernst Weiß (1882-1940) einer seiner unangefochtenen Lieblingsautoren. Der Brünner Schriftsteller und Arzt, befreundet mit zahlreichen Kulturgrößen seiner böhmisch-mährischen Heimat, Österreichs und Deutschlands aus der Zeit des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, hat seltsamerweise nie die Bekanntheit erreicht, die er verdient hätte. Tatsächlich war der vorliegende „Georg Letham“ sein erfolgreichstes Werk zu Lebzeiten, er erschien 1930 – und man vergleiche Thema und Stil mit dem oben genannten „Hortense“ von Otto Flake. Zwischen beiden liegen Welten. Georg Letham ist ein zynischer Facharzt, Bakteriologie, der sich für seine Mitmenschen nur als Experimentiermaterial interessiert, Mitgefühl und Humanismus sind da nur hinderlich – da er jedoch zudem hochintelligent ist, weiß er hierum sogar, er ist ein brillanter Analytiker seiner selbst. Nur mag er hieraus keine Konsequenzen ziehen, wozu auch, er lebt damit bestens. Außer zu seinem dominanten Vater, hoher Beamter im Staat, hat er keinerlei Familienbindung, seine ältliche Frau verachtet er mindestens so, wie sie ihn verehrt. Ihr Geld kann er als Lebemann gut brauchen, trotzdem wird sie ihm zunehmend lästig. Als sich durch Zufälle – eine typisch paradoxe Weiß-Konstellation – geradezu zwangsweise die Möglichkeit ergibt, sie gefahrlos zu töten, für den erfahrenen Forscher Letham ein Kinderspiel, führt er dies – wiederum ein originäres Weiß-Motiv – so nachlässig aus, dass er noch Stunden später verhaftet wird. Das lässig hingenommene Urteil sendet ihn auf eine Gefängnisinsel, wo todbringende Gelbfieberseuchen an der Tagesordnung sind. Letham wird einer medizinischen Expedition zugeteilt, der schließlich durch menschliche Selbstexperimente die Aufdeckung der Übertragung des Gelbfiebers gelingt – unter hohen Verlusten. Das nur der ohnehin fesselnde Plot, den Weiß mit sprachlicher Brillanz zu einem Panorama an Personen ausbaut, die nie eindimensional sind, sondern ständiger psychologischer Wandlung unterliegen, allen voran natürlich Letham selbst, der Ich-Erzähler, der vom gefühlskalten Misanthropen zum Mitmenschen wird, der sich letztlich opfert. Dazu kommen zahlreiche Episoden, von denen man sich beim Lesen nicht Losreißen kann, etwa die gescheiterte Nordpol-Expedition des Vaters (Gegenstück zur Südsee-Insel des Sohnes) mit ihren klaustrophobischen und Horror-Elementen oder die minutiöse Schilderung einer Geburtsoperation, bei der Letham ein fataler Fehler unterläuft. Eines der ganz großen Meisterwerke der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts, viel zu selten gewürdigt und gelesen und seit langem wie das Gesamtwerk Weiß‘ – der übrigens in Frankreich zum Beispiel hoch geschätzt wird – der Wiederentdeckung harrend. Also ab in den Laden, kaufen und lesen!              
 

Freitag, 28. September 2018

Das Zitat zum Freitag.


 "Ich halte eher den Nationalismus für eine Geisteskrankheit, als alles andere, das man unter diesem Begriff zusammenfasst."
 
Milo Dor, Triest. Die Stadt zwischen drei Welten.


Mittwoch, 26. September 2018

Literatur zur Fränkischen Geschichte.


Literaturauswahl zur Fränkischen Geschichte

Björn-Uwe Abels et al.: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Bayreuth: 1986.

Björn-Uwe Abels: Archäologischer Führer Oberfranken. Stuttgart: 1986.

Thomas Adam et al. (Hg.): Kirchengut in Fürstenhand. 1803: Die Säkularisation in Baden und Württemberg – Revolution von oben. Heidelberg: 2003.

Alois Albrecht: Der heilige Otto. Bischof von Bamberg und Apostel der Pommern. Strasbourg: 1990.

Frank Altrichter, Isolde Kalter: Glaube und Gemeinschaft unter dem Patrozinium der Hl. Ottilia. Beiträge zur Kirchengeschichte der Stadt Neustadt bei Coburg. Neustadt bei Coburg: 2012.

Gloria Arratia et al. (Hg.): Solnhofen. Ein Fenster in die Jurazeit. München: 2015.

Carl Asmus: Die Ludwigs-Eisenbahn. Die erste Eisenbahnlinie in Deutschland. Zürich: 1984.

Erich Bachmann et al.: Plassenburg ob Kulmbach. Amtlicher Führer. München: 1996.

Lothar Bauer et al. (Hg.): Bischof Otto I. von Bamberg. Reformer – Apostel der Pommern – Heiliger. Bamberg: 1989.

Richard Baumeister et al.: Das Bistum Eichstätt in Geschichte und Gegenwart. Band 1: Von den Anfängen bis zum Hochmittelalter. Strasbourg: 1991.

Christoph Bausenwein et al.: 1. FC Nürnberg. Die Legende vom Club. Göttingen: 1996.

Matthias Becher: Karl der Große. München: 2000.

Tilmann Bechert: Römische Archäologie in Deutschland. Geschichte – Denkmäler – Museen. Stuttgart: 2003.

Günter Berger (Hg.): Wilhelmine von Bayreuth heute. Das kulturelle Erbe der Markgräfin. Bayreuth: 2009.

Walter Berschin, Werner Wunderlich (Hg.): Joseph Victor von Scheffel (1826-1886). Ein deutscher Poet – gefeiert und geschmäht. Stuttgart: 2003.

Werner K. Blessing et al. (Hg.): 200 Jahre Franken in Bayern. 1806 bis 2006. Augsburg: 2006.

Peter Blickle: Die Revolution von 1525. München, Wien: 1983.

Klaus-Jürgen Bremm: 1866. Bismarcks Krieg gegen die Habsburger. Darmstadt: 2016.  

Wilm Brepohl: Arminius gegen Germanicus. Der germanische Feldzug im Jahre 16 n.Chr. und seine Hintergründe. Münster: 2012.

Horst Brunner: Wolfram von Eschenbach. Auf den Spuren der Dichter und Denker in Franken. Gunzenhausen: 2004.

Heinrich Bücheler: Von Pappenheim zu Piccolomini. Sechs Gestalten aus Wallensteins Lager. Sigmaringen: 1994.

Wolfgang Buhl: Fränkische Klassiker. Eine Literaturgeschichte in Einzeldarstellungen. Nürnberg: 1971. 

Wolfgang Buhl: Fränkische Reichsstädte. Würzburg: 1987.

Joachim Bumke: Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter. München: 1990.

Randall L. Bytwerk: Julius Streicher. New York: 1983.

Dorothea Cerpnjak: Kleine Kulturgeschichte der Bratwurst. Eine Lieblingsspeise erobert die Welt. Leipzig: 2005.

Paul Chambers: Die Archaeopteryx-Saga. Das Rätsel des Urvogels. München: 2005.

Johannes Cochlaeus: Kurze Beschreibung Germaniens. Brevis Germanie Descriptio. Darmstadt: 2010.

Peter Csendes et al.: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Königsherrschaft. Göppingen: 2008.

Wolfgang Czysz et al.: Die Römer in Bayern. Stuttgart: 1995.

Hermann Dannheimer (Hg.): Der römische Limes in Bayern. 100 Jahre Limesforschung. München: 1992.

Christoph Daxelmüller: Jüdische Kultur in Franken. Würzburg: 1988.

Alexander Demandt: Die Kelten. München: 2001.

Michael Diefenbacher: Der Deutsche Orden in Bayern. München: 1990.

Richard van Dülmen: Poesie des Lebens. Eine Kulturgeschichte der deutschen Romantik (Band 1: Lebenswelten). Köln: 2002.

Christian Dümler: Der Rosengarten der Neuen Residenz in Bamberg. Neustadt an der Aisch: 2002.

Albrecht Dürer: Schriften und Briefe. Leipzig: 1993.

Ralf Ecke: Franken 1866. Versuch eines politischen Psychogramms. Nürnberg: 1972.   

Wolfgang Ehberger, Johannes Merz: Das Kabinett Hofmann I. 17. März 1919-31. Mai 1919. München: 2010.

Wolfgang Ehberger: Bayerns Weg zur parlamentarischen Demokratie. Die Entstehung der Bamberger Verfassung vom 14. August 1919. München: 2013. 

Alfred Eiber: Hof – Das Tor zur Freiheit. Die deutsch-deutsche Grenze in der Region Hof. Weißenstadt: 2017.   

Christine van Eickels, Klaus van Eickels (Hg.): Das Bistum Bamberg in der Welt des Mittelalters. Bamberg: 2007.

Einhard: Vita Karoli Magni. Das Leben Karls des Großen. Stuttgart: 1994.

Jürgen Erdmann: Coburg, Bayern und das Reich. 1918-1923. Coburg: 1969.

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Mittelhochdeutsch/ Neuhochdeutsch. Stuttgart: 2004.

Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. Stuttgart: 2006.

Egon Fein: Hitlers Weg nach Nürnberg. Verführer – Täuscher – Massenmörder. Nürnberg: 2002. 

Edgar Feuchtwanger: Englands deutsches Königshaus. Von Coburg nach Windsor. Berlin: 2010.

Thomas Fischer, Erika Riedmeier-Fischer: Der römische Limes in Bayern. Geschichte und Schauplätze entlang des UNESCO-Welterbes. Regensburg: 2008.

Peter Fleischmann: Nürnberg im 15. Jahrhundert. München: 2012.

Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866. Band 2: Der Feldzug in West- und Mitteldeutschland. Frankfurt/Main, Berlin, Wien: 1985.

Lorenz Fries: Chronik der Bischöfe von Würzburg 742-1495. Würzburg: 1999.

Franz Fuchs, Ulrich Wagner (Hg.): Bauernkrieg in Franken. Würzburg: 2016. 

J.F.C. Fuller: The Decisive Battles of the Western World. 480 BC – 1757. New York: 1982.

Malcom Gaskill: Hexen und Hexenverfolgung. Eine kurze Kulturgeschichte. Stuttgart: 2013.

Martin Geck: Richard Wagner. Reinbek bei Hamburg: 2004.

Oskar Geidner: „…aus Pein und Marter bekhendt…“. Hexenverfolgung in der Stadt und im Vogteiamt Eschenbach. Wolframs-Eschenbach: 2003.

Hermann Glaser: Franken – Eine deutsche Literaturlandschaft. Epochen, Dichter, Werke. Gunzenhausen: 2015.

Luitgar Göller (Hg.): 1000 Jahre Bistum Bamberg 1007-2007. Unterm Sternenmantel. Petersberg: 2007.

Carlheinz Gräter: 750 Jahre Deutscher Orden in Mergentheim. 1219-1969. Mergentheim: 1969.

Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990. München: 2008.

Georg Gresser: Clemens II. Der erste deutsche Reformpapst. Paderborn: 2007.

Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max (Hg.): Deutsche Dichter Band 1. Mittelalter. Stuttgart: 1989.

Benedikt Grimmler: Endlich! Die spektakulärsten Erbfälle. München: 2013.


Johann Albrecht Grunauer: Das vollständige und vermehrte, auf die neueste Art eingerichtete Kochbuch. Würzburg: (Reprint) 2008.

Herbert Grundmann: Wahlkönigtum, Territorialpolitik und Ostbewegung im 13. Und 14. Jahrhundert. 1198-1378. München: 1973.

Klaus Guth: Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955. Politik, Religion, Kultur. Bamberg: 1990.

Hubertus Habel: Kleine Coburger Stadtgeschichte. Regensburg: 2009.

Fred Hahn: „Lieber Stürmer!“ Leserbriefe an das NS-Kampfblatt 1924 bis 1945. Stuttgart: 1978.

Brigitte Hamann: Winifed Wagner oder Hitlers Bayreuth. München: 2003.

Philipp Hamann: Gemeindegebietsreform in Bayern. Entwicklungsgeschichte, Bilanz und Perspektiven. München: 2005.

Rainer Hambrecht et al.: Das braune Franken. Hitlers Weg von München nach Berlin: Gunzenhausen: 2017.

Margot Hamm et al. (Hg.): Napoleon und Bayern. Stuttgart: 2015.     

Wilfried Hansmann: Balthasar Neumann. Leben und Werk. Köln: 1987.

Thomas Häußner: Die alte fränkische Küche. Würzburg: 2000.

Winfried Heinemann et al. (Hg.): Der preussisch-österreichische Krieg 1866. Paderborn: 2018.

Michael Henker, Evamaria Brockhoff (Hg.): Ein Herzogtum und viele Kronen. Coburg in Bayern und Europa. Regensburg: 1997.

Joe J. Heydecker, Johannes Leeb: Der Nürnberger Prozeß. Köln: 2006.

Oliver Hilmes: Ludwig II. Der unzeitgemäße König. München: 2013.

Jochen Hörisch (Hg.): Ich möchte ein solcher werden wie… Materialien zur Sprachlosigkeit des Kaspar Hauser. Frankfurt/Main: 1979.

Gerhard Hojer: Landkreis Scheinfeld. München: 1976.

Joachim Hotz: Zisterzienserklöster in Oberfranken. Ebrach – Langheim – Sonnefeld – Himmelkron – Schlüsselau. München, Zürich: 1989.

Marcus Junkelmann: Tilly. Der katholische Feldherr. Regensburg: 2011.

Marcus Junkelmann: Napoleon und Bayern. Eine Königskrone und ihr Preis. Regensburg: 2014.

Bernhard Jussen: Die Franken. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München: 2014.

Willi Kaufmann: Spaltung Deutschlands und Wiedervereinigung von 1945-1990. Bamberg: 1945.

Hagen Keller: Die Ottonen. München: 2017.

J.N.D Kelly: Reclams Lexikon der Päpste. Stuttgart: 2005.

Johannes Kist: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Leitfaden durch ihre Geschichte von 1007 bis 1960. Bamberg: 1962.

Margot Klee: Grenzen des Imperiums. Leben am römischen Limes. Stuttgart: 2006.

Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Würzburg: 1974.

Peter Kolb, Ernst-Günter Krenig (Hg.): Unterfränkische Geschichte. Band 1: Von der germanischen Landnahme bis zum hohen Mittelalter. Würzburg: 1993.

Peter Kolb, Ernst-Günter Krenig (Hg.): Unterfränkische Geschichte. Band 2: Vom hohen Mittelalter bis zum Beginn des konfessionellen Zeitalters. Würzburg: 1992.

Richard Krebs: Der Bauernkrieg in Franken 1525. Buchen: 1925.

Jürgen Krippner: Folgen des Verlustes von verordneter Zentralität in kleineren Verwaltungsorten des ländlichen Raumes. Eine Bilanz der Kreisgebietsreform in Bayern an Beispielen aus Franken. Bamberg: 1993. 

Konrad Kupfer: Forchheim. Geschichte einer alten fränkischen Stadt. Nürnberg: 1998.

Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hg.): Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band II: Die Gemeinden vor und nach der Gebietsreform. Stuttgart: 1975.

Helmut Lauf: Uissigheim im Spiegel seiner 1200-jährigen Geschichte. Uissigheim: 1966.

Ulrike Leonhardt: Prinz von Baden genannt Kaspar Hauser. Eine Biographie. Reinbek bei Hamburg: 1995.

Albrecht Liess (Hg.): Bayern ohne Klöster? Die Säkularisation 1802/03 und die Folgen. München: 2003.

Karl-Ludwig Lippert: Landkreis Stadtsteinach. München: 1964.

Thomas Ludwig: Michelstadt Steinbach. Einhardbasilika. Bad Homburg vor der Höhe: 1998.

Gottfried Mälzer: Julius Echter. Leben und Werk. Würzburg: 1989.

Günther Mahal: J.V. von Scheffel. Zu Unrecht vergessen? Karlsruhe: 1986.

Frank Rainer Max, Christine Ruhrberg (Hg.): Reclams Romanlexikon Band 1. Deutschsprachige Vers- und Prosadichtung vom Mittelalter bis zur Klassik. Stuttgart: 1998.

Bernd Mayer: Kleine Bayreuther Stadtgeschichte. Regensburg: 2010.

Robert Meier: Julius Echter. 1545-1617. Würzburg: 2017.

Markus Mergenthaler, Margarete Klein-Pfeuffer (Hg.). Hexenwahn in Franken. Dettelbach: 2014. 

Christian Meyer: Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth. Tübingen: 1908.

Wolfgang Mück: Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft, die kgl. priv. Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Fürth: 1968.

Otto Müller: Die ehemalige Abtei Seligenstadt. München: 1964.

Rainer Müller, Brigitte Buberl (Hg.): Reichsstädte in Franken. Katalog zur Ausstellung. München: 1987.

Thomas Nicklas: Das Haus Sachsen-Coburg. Europas späte Dynastie. Stuttgart: 2003.

Ulrich Nonn: Die Franken. Stuttgart: 2010.

Eugen Ortner: Der Barockbaumeister Balthasar Neumann. Eine Biographie. Bindlach: 1989.

Heinz Pellender: Chronik der Stadt und der Veste Coburg, der Herren und Herrscher über Coburg und das Coburger Land. Coburg: 1984.

Jürgen Petersohn: Franken im Mittelalter. Identität und Profil im Spiegel von Bewusstsein und Vorstellung. Ostfildern: 2008.

Gerhard Pfeiffer (Hg.): Fränkische Lebensbilder. Erster Band. Würzburg: 1967.  

Gerhard Pfeiffer (Hg.): Fränkische Lebensbilder. Fünfter Band. Würzburg: 1973.

Gerhard Pfeiffer (Hg.): Fränkische Lebensbilder. Sechster Band. Würzburg: 1975.

Franz Pöggeler: Der Lehrer Julius Streicher. Zur Personalgeschichte des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: 1991

Sigrid Radunz: Der Staffelberg. Wahrzeichen Frankens. Lichtenfels: 1989.    

Hans Reuther: Vierzehnheiligen. München, Zürich: 1974.

Christa Rey, Hans-Gustaf Weltzer: Wege zu Toppler. Auf den Spuren des legendären Bürgermeisters von Rothenburg ob der Tauber. Lindenberg: 2008. 

Pierre Riché: Die Welt der Karolinger. Stuttgart: 2016.

Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk. Berlin: 1997.

Ger van Roon: Widerstand im Dritten Reich. München: 1979.

Daniel Roos: Julius Streicher und „Der Srürmer“. 1923-1945. Paderborn: 2014.

Hermann Rumschöttel: Ludwig II. von Bayern. München: 2011.

Klaus Rupprecht (Hg.): 850 Jahre Stadtsteinach. Eine Amtsstadt im Spiegel der Geschichte. Neustadt an der Aisch: 2001.

Andrea Rzihacek, Renate Spreitzer (Hg.): Philipp von Schwaben. Wien: 2010.

Jürgen Sarnowsky: Der Deutsche Orden. München: 2007.

Martha Schad: Ludwig II. München: 2008.

Helmut Schanze: Romantik-Handbuch. Stuttgart: 2003.

Thomas Schauerte: Dürer. Das ferne Genie. Stuttgart: 2012. 

Robert Scheller (Hg.): Antike in Unterfranken. Ein bebilderter Reiseführer. Dettelbach: 2011.

Matthias Schieber: Nürnberg. Eine illustrierte Geschichte der Stadt. München: 2000.

Rudolf Schieffer: Die Karolinger. Stuttgart: 2006.

Anna Schiener: Albrecht Dürer. Genie zwischen Mittelalter und Neuzeit. Regensburg: 2011.

Alois Schmid (Hg.): 1806 – Bayern wird Königreich. Vorgeschichte – Inszenierung – Europäischer Rahmen. Regensburg: 2006.

Hermann Schmid: Säkularisation und Schicksal der Klöster in Bayern, Württemberg und Baden 1802-1815 unter besonderer Berücksichtigung von Industrieansiedlungen in ehemaligen Konventen. Überlingen: 1975. 

Matthias Schnettger: Der Spanische Erbfolgekrieg. 1701-1713/14. München: 2014.

Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart: 2015.

Günther Schuhmann (Hg.): Gustav Adolf, Wallenstein und der Dreissigjährige Krieg in Franken. Neustadt an der Aisch: 1982. 

Thomas Schuler: „Wir sind auf einem Vulkan“. Napoleon und Bayern. München: 2015.

Hans Schwackenhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim. Zur Geschichte eines Reichsministerialengeschlechtes. Treuchtlingen: 2002. 

Josef Seger: Der Bauernkrieg im Hochstift Eichstätt. Regensburg: 1997.

Bernhard Sicken: Der Fränkische Reichskreis. Seine Ämter und Einrichtungen im 18. Jahrhundert. Würzburg: 1970.

Friedrich von Spee: Cautio Criminalis. Oder Rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse. München: 1986.

Charles Spencer: Blenheim – Battle for Europe. How two men stopped the French conquest of Europe. London: 2004.

Max Spindler: Bayerischer Geschichtsatlas. München: 1969.

Konrad Spindler: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Denkmäler und Fundstätten. Stuttgart: 1987.

Bernd Steidl: Welterbe Limes. Roms Grenze am Main. Obernburg: 2008.

Barbara Stollberg-Rilinger: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Vom Ende des Mittelalters bis 1806. München: 2006.

Ada Stützel: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Franken. Erfurt: 2006.

Heinrich Thiel: Wilhelmine von Bayreuth. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Bayreuth: 1981.  

Marian Tumler: Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart. Bonn: 1974.

Markus Twellenkamp: Die Burggrafen von Nürnberg und das deutsche Königtum (1273-1417). Nürnberg: 1994.  

Josef Urban: Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart 1. Das Bistum im Hochmittelalter (1007-ca. 1250). Strasbourg: 1992.

Manfred Vasold: Geschichte der Stadt Rothenburg ob der Tauber. Zugleich ein Stadtführer. Stuttgart: 1999.

Karel Vodicka: Die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989. Geschichte und Dokumente. Göttingen: 2014.

Thomas Völling (Hg.): Das Römerlager in Marktbreit. Erläuterungen zum archäologischen Rundwanderweg. Würzburg: 2001.

Wilhelm Heinrich Wackenroder: Dichtung, Schriften, Briefe. Berlin: 1984.

Adelheid Waschka (Hg.): Entdeckungen rund um den Staffelberg. Staffelstein: 2015.

Ingeborg Weber-Kellermann (Hg.): Wilhelmine von Bayreuth. Eine preussische Königstochter. Frankfurt/Main: 1990.

Volker Weidermann: Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen. Köln: 2017.

Stefan Weinfurter: Karl der Große. Der heilige Barbar. München, Berlin: 2013.

Annette Weinke: Die Nürnberger Prozesse. München: 2015.

Dieter J. Weiss: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter. Neustadt/Aisch: 1991.

Friedrich Weissensteiner: Die großen Herrscher des Hauses Habsburg. 700 Jahre europäische Geschichte. München: 2007.  

Klaus Wittstadt, Wolfgang Weiß: Die Christianisierung Frankens und die Anfänge des Bistums Würzburg. Das Bistum Würzburg – Leben und Auftrag einer Ortskirche im Wandel der Zeit 1. Strasbourg: 1996. 

Klaus Wittstadt, Wolfgang Weiß: Kirche und Glaube im Hoch- und Spätmittelalter. Das Bistum Würzburg – Leben und Auftrag einer Ortskirche im Wandel der Zeit 2. Strasbourg: 1997.

Peter Wolf et al. (Hg.): Ritter, Bauern. Lutheraner. Stuttgart: 2017.

Wolfgang Wußmann: Bamberg-Lexikon. Von…Apfelweib bis…Zwiebeltreter. Bamberg: 1996.

Werner Zeißner: Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart 3. Reformation, Katholische Reform und Aufklärung (1520-1803). Strasbourg: 1992.

Peter Zeitler: Neubeginn in Oberfranken 1945-1949. Die Landkreise Kronach und Kulmbach. Kronach: 1998.

Achim Zöller: Einhardsbasilika Seligenstadt. München und Zürich: 1985.