Freitag, 7. Februar 2014

Schwede des Tages: Olof Palme.



Olof Palme, Bruno Kreisky, Willy Brandt, das war Anfang der Siebziger Jahre das Dreigestirn der europäischen Sozialdemokratie und ein ersehnter Lichtblick für alle, die mit dieser sympathisierten. Der eine, Willy Brandt, seit 1969 Bundeskanzler Westdeutschlands, dass er aus dem Muff der klerikal-konservativen Adenauerjahre und zur Aussöhnung mit dem Ostblock führte. Der andere, Bruno Kreisky, machte sein kleines, fast vergessenes Land Österreich aufgrund von dessen geographischer Lage und Neutralität seit seinem Amtsantritt 1970 zu einem wichtigen Vermittler der Blöcke. Und der dritte im Bunde, Olof Palme, hatte seit 1969 das Glück, Schweden regieren zu dürfen, ein Land, das, wie schon erwähnt, ohnehin jeder in Europa zu beneiden schien um seine wirtschaftliche Stabilität, seine Neutralität und vor allem seinen fürsorglichen Sozialstaat plus hervorragender Bildung für den Nachwuchs. Ganz zu schweigen davon, dass alle drei die jeweilige Gesellschaft ihres Landes um einiges voranbrachten, indem sie demokratische und soziale Reformen anstrebten und durchsetzten. 

Mitte der Achtziger Jahre war von dieser Aufbruchstimmung nur wenig geblieben. Willy Brandt war schon 1974 als Bundeskanzler mehr oder weniger freiwillig abgetreten, Bruno Kreisky legte sein Amt nach Verlust der absoluten Mehrheit 1983 nieder, fädelte als eine Art Danaergeschenk für die österreichische Politik jedoch vorher noch eine Koalition mit der rechtslastigen FPÖ für seinen Nachfolger – Fred Sinowatz – ein.

Allein Olof Palme regierte noch immer – oder besser wieder: 1982 kam er nach einer mehrjährigen Unterbrechung noch einmal ins Amt des schwedischen Regierungschef zurück. 1969 hatte er dieses vom langjährigen und sehr populären Ministerpräsidenten Tage Erlander (1945-1969) übernommen, dem der am 30.Januar 1927 in Stockholm geborene Palme bereits als Verkehrs- und Bildungsminister gedient hatte. Die Sozialdemokraten standen in Schweden auf dem Höhepunkt ihrer Macht, die Wirtschaft brummte, mit den hohen Steuereinnahmen finanzierte man das berühmte aus der Vorkriegszeit übernommene und den modernen Verhältnissen angepasste Volksheim-Modell umfassender Fürsorge und Bildung. Man war Mitglied der UNO, trotzdem neutral mit einer gewissen Anbindung an den Westen, das Verhältnis zur nahen Sowjetunion war jedoch ebenfalls überwiegend freundlich.

Palme war, wie seine Zusammenarbeit mit Kreisky und Brandt und viele weitere von ihm ausgehende oder mitgetragene internationale Initiativen zeigten, auch ein versierter Außenpolitiker, innenpolitisch war seine Amtszeit besonders am Beginn geprägt von allgemeinem Wohlstand und ruhigen Verhältnissen, der Verwirklichung des Ideals der „starken“, aber vor allem „freien Gesellschaft“. Mit der Ölkrise und dem damit einerseits einhergehenden wirtschaftlichen Abschwung und andererseits einer stark polarisierenden Debatte über Atomkraft zeigten sich erstmals ernste Krisensymptome. Ersterem war nur mit immer weiteren Steuererhöhungen beizukommen, letzteres spaltete die schwedische Wählerschaft. Offiziell unterstützte die sozialdemokratische Partei den Ausbau der als umweltfreundlich und ölsparend erachteten AKWs, doch in der Bevölkerung stieß diese Sicht der Dinge bei weiten Teilen auf wenig Gegenliebe. Einen Kompromiss (Förderung des gegenwärtigen Ausbaues, aber langfristig Ausstieg) gab es erst 1979 – da war Olof Palme schon nicht mehr an der Regierung.

1976 war er abgewählt worden, es folgte eine Zeit bürgerlich-konservativer Regierungen, die erst 1982 nach einer weiteren verlorenen Wahl 1979 wieder besiegt werden konnten. Und zwar von Olof Palme, der somit seine zweite Amtszeit als Ministerpräsident antrat. Das maßgebliche Ziel, den Sozialstaat ohne Abstriche zu erhalten, war ohne drastische Belastungen durch Steuern nicht durchführbar, dazu kam eine unerwartete Krise mit der Sowjetunion, denn ein 1981 in schwedischen Gewässern aufgetauchtes U-Boot hatte für Befürchtungen unter den Schweden gesorgt, die eine erhebliche Aufrüstung zur Folge hatten.  

1986, am 28.Februar, wurde Olof Palme nach einem Kinobesuch in Stockholm Opfer eines Attentats, bei dem auch seine Frau verletzt wurde. Die Hintergründe wie auch die Suche nach den Tätern wurden bald zum Anlass zahlreicher Spekulationen – aufgeklärt wurde der Anschlag jedoch bis zum heutigen Tage nicht. Die prominenteste Theorie geht von einer Verwicklung rechtsradikaler Kreise und von Beteiligten auch innerhalb der schwedischen Polizei aus, doch bewiesen wurde all dies nie. Obwohl Land und Partei ohnehin längst in der Krise steckten, wirkte der Mord an Olof Palme wie ein Fanal, dass die Hoffnungen des gesellschaftlichen Aufbruchs der 70er Jahre mit einem ihrer berühmtesten Vertreter nun endgültig ihr Ende gefunden hatten.

 

           

    

 

 

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